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Dürfen wir alles, was wir können?

Dürfen wir alles, was wir können? Können wir alles, was wir sollen?

von Joachim Söder

„Alle Menschen haben von Natur aus ein Verlangen: zu verstehen.“ Mit diesen Worten eröffnet Aristoteles seine Metaphysik. Verstehen wollen – das macht den Grundcharakter des Menschseins aus.

Schon am Kleinkind beobachten wir die unbändige Entdeckerfreude, wenn es sich nach und nach die Welt erschließt, wenn es Zusammenhänge begreift, wenn es Querverbindungen herstellt und sich das neu erworbene Wissen zunutze macht. Dabei vollzieht das Kind nur jene Dynamik im Kleinen nach, die sich in der großen Menschheitsgeschichte seit Jahrtausenden unaufhaltsam entfaltet: die Grenzen des Wissens immer weiter vorzuschieben, um die Wirklichkeit immer besser zu erfassen. Wissenschaft und Forschung machen nichts anderes als das.

Wissen ist Macht

Nun hat jeder neue Wissensgewinn nicht nur eine theoretische Seite, sondern auch einen Nützlichkeitsaspekt. Wissen kann angewandt werden, Wissen kann in den Dienst von Interessen gestellt werden, kurz: Wissen ist Macht. Dies hat schon in der frühen Neuzeit keiner klarer herausgestellt als Francis Bacon (gest. 1626), für den Wissen und Macht zusammenfallen, weil Wahrheit immer auch Nützlichkeit bedeutet. …

Joachim Söder

Prof. Dr. phil., Professor für Philosophie, beschäftigt sich mit Fragen von Menschenwürde und Gerechtigkeit. Vorstandsmitglied des Josef-Kentenich-Instituts.

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