Editorial basis 06.2017
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in vielfältiger Weise prägen uns Traditionen, aus denen wir kommen. Gemeinsam mit allen Menschen teilen wir eine lange Menschheitsgeschichte. Wie sehr wir uns mit ihr verbunden fühlen, spüren wir besonders, wenn wir Sehenswürdigkeiten aus uralten Zeiten besichtigen. Wenn wir zum Beispiel eines der sieben Weltwunder der Antike, etwa die Pyramiden, bestaunen, merken wir: In diesen langen Strom der Menschheit gehören wir hinein. Oder wenn in Afrika wieder ein neues Zwischenglied in der Entwicklung zum Homo sapiens entdeckt wird, ist das eine Neuigkeit, die über den ganzen Globus verbreitet wird.
Ein weiterer Traditionsstrang ist die eigene Familie mit ihren vielfältigen Verzweigungen. Wer für sich und die gegenwärtige Generation einen Stammbaum aufstellt, erlebt, wie eine innere Dynamik entsteht, mehr von den eigenen Vorfahren und deren Lebensweise wissen zu wollen.
Weiter die Tradition eines Volkes: Als ich einmal Irland besuchte, regten sich meine Gesprächspartner über die Engländer auf. Das Korn dreier Schiffe, das für Irland gedacht war, hätten die Nachbarn vor der Küste im Meer versenkt. Ich dachte schon, ich hätte die neuesten Nachrichten verpasst, bis man mir erklärte, das sei während der Kartoffelpest – der „Irish potato famine“ – in den Jahren 1845-52 gewesen. Vergangenheit lebt, als sei sie erst gestern gewesen. Von dieser Art „gegenwärtiger Vergangenheit“ können wir auch als Deutsche ein Lied singen.
Und dann berührt uns die Tradition der Kirche und des Glaubens. Auch dabei gibt es viele positive Aspekte. Doch holen uns als Christen jahrhundertealte Entwicklungen ein, wenn etwa auch heute noch Muslime gegen die „Kreuzfahrer“ zu Felde ziehen. In Deutschland prägt das kirchliche Leben nicht zuletzt die Trennung der Kirchen, derer wir in diesem Jahr besonders gedenken.
Wir erleben aber auch, besonders in den vergangenen 50 Jahren, Traditionsbrüche. So sprechen wir etwa vom Traditionsbruch der 1960er Jahre. Wertvorstellungen und Lebensweisen verändern sich, werden manchmal auf den Kopf gestellt. Gläubige Eltern, die sich mit der Kirche verbunden fühlen, leiden darunter, dass ihre Kinder das, was sie selbst als Fundament ihres Lebens angesehen haben, abschütteln. Oder: Gegenwärtig macht sich ein eigenartiger Populismus breit, bei dem es viele Menschen offenbar nicht interessiert, welchen Wahrheitsgehalt Neuigkeiten besitzen.
Hier sind wir beim Thema der neuen basis angelangt: „Schöpferische Treue“. Die basis geht davon aus, dass alle Entwicklungen auf den Traditionen aufbauen, aus denen wir kommen, dass jede Generation aber in einem kreativen Prozess neu damit umgehen muss. „Prüfet alles, behaltet das Gute!“, fordert der heilige Paulus die Gemeinde von Thessalonich auf (1 Thess 5,21). Diesen Prozess muss jede Generation leisten, wenn auch die jeweils ältere Generation den Prozess kritisch und manchmal mit Wehmut begleitet.
Die neue basis bietet verschiedene Aspekte an, unter denen Sie Tradition, Traditionsbrüche und schöpferischen Umgang mit Traditionen betrachten können: im Blick auf sich selbst, Ihre Familie, die Gemeinschaften, in denen Sie leben, im Blick auf unsere Gesellschaft und die Kirche.
Dazu wünscht das ganze Redaktionsteam der basis eine gute Zeit, weiterführende Einsichten und einen eigenen kreativen Umgang mit dem Thema!
Hubertus Brantzen
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