Editorial basis 06.2020
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Liebe Leserin, lieber Leser!
„Ach, wenn es doch ein Erdbeben wäre! Ein ordentlicher Stoß, und damit hat es sich…Man zählt die Toten, die Lebenden, und dann ist die Sache erledigt. Aber diese Saukrankheit. Selbst die, die sie nicht haben, tragen sie im Herzen.“
So lässt Albert Camus in seinem Roman „Die Pest“ aus dem Jahr 1947 einen der Protagonisten über den Alltag mit der Krankheit sinnieren. Ganz ähnlich geht es vielen in den aktuellen Coronazeiten. Geliebte Gewohnheiten, ja der gewohnte Alltag überhaupt, unterliegen massiven Einschränkungen. Die Politik hat diese den Menschen zum Schutz der Allgemeinheit auferlegt.
Öffentliche Gottesdienste können, nach dem anfänglichen Totalverbot, jetzt wieder stattfinden, aber nur unter strengen Auflagen. Viele Selbständige wie zum Beispiel Einzelhändler bangen um ihre Existenz. Der Besuch von Alten und Kranken in Heimen und Krankenhäusern ist massiv eingeschränkt. Sport im Verein oder Auslandsreisen scheinen bis auf Weiteres nicht möglich. Und von Kindern und Jugendlichen hört man inzwischen den eigentlich überraschenden Satz: „Ich freue mich auf den Tag, endlich wieder wie früher in die Schule gehen zu können.“
Das Leben wirkt, als hätte Franz Kafka selbst die absurde Situation, mit der wir uns von einer Minute auf die nächste konfrontiert sahen, für einen seiner Romane erdacht. Je nach Typ reagieren die Menschen ganz unterschiedlich darauf. Die einen resignieren und ziehen sich noch mehr zurück als gefordert. Die anderen werden aggressiv und sehen hinter den Maßnahmen der Länder und des Bundes das Wirken finsterer Mächte, die eine neue Weltordnung einrichten wollen. Und schließlich gibt es auch den Schlag Menschen, die aus den Widrigkeiten das Beste zu machen versuchen.
In der Tradition Schönstatts liegt es, in den Stimmen der Zeit die Stimme Gottes zu suchen. Deswegen versucht auch das aktuelle Heft der „basis“ unter diesem Aspekt zu hinterfragen, was Covid-19 vielleicht an positiven Impulsen mit sich bringt und wie darin vielleicht auch eine Chance liegt, den Kompass im Leben neu zu justieren. Viel Raum widmen wir daher unter anderem der Frage, wie das kirchliche Leben unter den geänderten Vorzeichen sich verändert und welche neuen Aufbrüche so entstehen.
Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen im Namen der gesamten Redaktion
Ihr
Markus Hauck
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