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Editorial basis 09.2019

Editorial basis 09.2019

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Liebe Leserin, lieber Leser!

Hört man sich in Gemeinden um, sind die meisten Gläubigen mit ihren Priestern und Pfarrern zufrieden. Sie bewundern den hohen Einsatz und die Hingabe, mit dem sie ihre seelsorgerischen Aufgaben erfüllen. Zwar sehen die Gemeindemitglieder in der Regel auch nüchtern deren Schwächen und Defizite. Wenn zum Beispiel ein Pfarrer schlecht predigt oder in seinem Leitungsstil zu forsch ist, scheuen sich Gemeindemitglieder heute nicht mehr, ihn damit offenherzig zu konfrontieren. Doch wird ihm sehr viel nachgesehen, wenn deutlich wird, dass er ein mitfühlendes Herz für die Menschen hat und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Wertschätzung entgegenbringt.

Je weniger Menschen mit einer konkreten Gemeinde oder christlichen Gemeinschaften zu tun haben und daher Priestern entweder gar nicht oder nur selten begegnen, desto kritischer ist ihre Einstellung gegenüber dieser Berufsgruppe. Für sie sind nicht selten Priester potentielle Straftäter, machthungrige Leitwölfe, Frauenverächter oder aufgrund ihrer Lebensform unnormal. Viele Priester äußern darum ihr Unbehagen darüber, dass sie unter Generalverdacht geraten und verunsichert sind, wie sie ihren seelsorglichen Dienst gut erfüllen können.

Das kritische Klima gegenüber der Kirche in unserer Gesellschaft allgemein trägt ein Übriges zu dieser schlechten Stimmung gegenüber Priestern bei, die sich immer mehr, auch innerhalb der Kirche, aufzuheizen scheint. Es gibt inzwischen einen regelrechten Aufstand gegen den Machtmissbrauch der Amtsträger, eine Offensive gegen den Zölibat als Lebensform und für eine stärkere Beteiligung der Laien, besonders der Frauen, an der Leitung der Kirche. Initiativen wie „Wir sind Kirche“ und „Maria 2.0“ nutzten diese Stimmung, um ihre Anliegen in der Öffentlichkeit zu vertreten.

basis versteht alle diese Phänomene als „Zeichen der Zeit“, die niemanden in der Kirche kalt lassen sollten. Wir sollten jene Strömungen in Ruhe anschauen und fragen: Welche Anliegen verbergen sich dahinter? Sind vielleicht im Laufe der Geschichte Emotionen kollektiv so sehr angestaut worden, dass sie sich jetzt mit elementarer Kraft Bahn brechen? Was sind aber Phänomene des Zeitgeistes, der in eine falsche Richtung führt?

Wir möchten nun in den Beiträgen dieser basis-Ausgabe nicht selbstherrlich alles wissen und beurteilen wollen, sondern und eher jene Fragen stellen. Darum haben wir verschiedene Facetten der Probleme im Blick auf den Beruf und die Berufung des Priesters zusammengetragen. Wir möchten verschiedene Meinungen und Sichtweisen zu Wort kommen lassen und betrachten. Menschen, die mit der Kirche hoch identifiziert sind und einen guten Weg der Kirche in die Zukunft wünschen, legen ein Puzzle von Erfahrungen und Betroffenheit zusammen, zu dem sich die Leserinnen und Leser ihre Meinung bilden können.

Bei einem so wichtigen Thema wie „Priestersein“ möchten wir Sie auch ausdrücklich einladen, uns Ihre Stellungnahme und Meinung zu den Artikeln als Leserbrief auf info@patris-verlag.de zuzusenden. Wir möchte Ihre Meinung, sofern Sie das wünschen, gerne auch in www.basis-online.net  allen zugänglich machen. Vielleicht entsteht in diesem Rahmen ein „Gespräch“ zu einem Thema, das für die Kirche von zentraler Bedeutung ist.

Ich wünsche Ihnen im Namen des gesamten Redaktionsteams eine anregende Lektüre! 

Ihr

Hubertus Brantzen

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