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Stefan Heße

Fürchtet euch nicht – die bessere Wahl

16.10.2019

Montag, 16. Oktober 1978 – es wurde schon dunkel, als sich tausende Menschen dicht gedrängt auf dem Petersplatz in Rom versammelten, um zu sehen, wen die Kardinäle im Konklave zum Stellvertreter Christi gewählt haben. „Cardinalem Wojtyla“ – verkündete der Kardinalprotodiakon auf der Loggia des Petersdomes, und tosender Applaus brach auf. Als der neugewählte Papst, mit dem Namen Johannes Paul II., sich den Gläubigen aus aller Welt zeigte, spürte man: Jetzt bricht ein neues Zeitalter an. Und das Gefühl hat nicht getäuscht. Karel Wojtyla hinterließ als Papst Johannes Paul II. seine eigenen Fußspuren in der Welt und erst recht in der jahrhundertealten Kirchengeschichte.

Bei der feierlichen Zeremonie seiner Einführung predigte er so eindringlich, dass selbst die Generationen nach 1978 dieses Zitat nachsprechen können: „Fürchtet Euch nicht!“, rief er den Gläubigen auf dem Petersplatz und an den Funk-und Fernsehgeräten zu: „Fürchtet Euch nicht!“

Natürlich wissen die Kenner, dass sich Papst Johannes Paul II. bei diesem Ausspruch auf eine rein biblische Aussage beruft. Glatte 365 Mal empfiehlt die Heilige Schrift zu verschiedenen Gelegenheiten „Fürchtet Euch nicht!“. Aber die Situation, die Kraft und Zuversicht, mit der der Heilige Vater diese Aussage für alle Welt aussprach, macht es besonders. Ein Mann, damals 58 Jahre alt, der aus Polen kommt – einem „so fernen Land“, wie er selber erklärte – und von schwierigen Lebenssituationen und Weltereignissen nicht verschont wurde, hat mit großer Glaubensüberzeugung den Leidtragenden von wirtschaftlichen und politischen Systemen, den Eingeschlossenen in den Grenzen der Staaten und besonders seinen polnischen Landsleuten das Glaubenszeugnis „Fürchtet Euch nicht!“ hinterlassen.

Und heute? Was würde Papst Johannes Paul II. in die Welt rufen? Nichts anderes als: „Fürchtet Euch nicht!“ Fürchtet Euch nicht vor dem Fremden, vor dem Neuen, vor dem Unbekannten. Fürchtet Euch nicht aufgrund der aktuellen Weltereignisse, vor der schnelllebigen Zeit oder wegen der wirtschaftlichen und politischen Ereignisse. Ich bin mir sicher, dass Papst Johannes Paul II. heute seiner Kirche und seinen Landsleuten zurufen würde: „Fürchtet Euch nicht – sondern habt Vertrauen in Christus, der alle Menschen in die Freiheit ruft, in eine Weltgemeinschaft, die die Würde und die Freiheitsrechte eines jeden achtet.“

Die Furcht, die Angst verschwindet nicht von selbst, aber man kann sie durch das Vertrauen in Gott besiegen und die innere und äußere Unruhe in Sicherheit verwandeln. Das ist die beste Wahl. Repression zu wählen, ist die schlechteste.

 


 Foto: pixabay.com

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