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Die Macht der Gewohnheit 

Die Macht der Gewohnheit 

Warum es so schwer ist, sich zu verändern

von Klaus Glas

1954 gab es in den USA eine UFO-Sekte, die den Weltuntergang befürchtete. Die Anführerin der Gruppe behauptete, Nachrichten von Außerirdischen empfangen zu haben. Die Erde würde an einem vorherbestimmten Tag im Dezember in einer Sintflut versinken und alle Menschen dabei zu Tode kommen. Alle? Nicht alle! Die Sektenanhänger selber sollten von einer fliegenden Untertasse aufgenommen und auf den Planeten Clarion gebracht werden. Als sich am vorhergesagten jüngsten Tag die Prophezeiung nicht erfüllte, sah sich die Gruppe dem öffentlichen Spott ausgesetzt. Statt nun aber dem UFO-Kult abzuschwören, hielten die Gruppenmitglieder noch mehr an ihren abstrusen Vorstellungen fest: Sie erzählten, Gott habe ihre inbrünstigen Gebete erhört und die Menschheit vor dem Untergang bewahrt. 

Wahrscheinlich würde sich niemand mehr an diese ominöse Sekte erinnern, hätte nicht ein Psychologe darüber ein Buch geschrieben. Leon Festinger entwickelte Ideen darüber, warum Menschen an Überzeugungen und Entscheidungen festhalten, die sich als falsch erwiesen haben. Seine „Theorie der kognitiven Dissonanz“ geht davon aus, dass Menschen nach Konsistenz, nach Harmonie im Seelenleben, streben. Wenn Überzeugungen durch neue Informationen erschüttert werden, empfinden wir das als unangenehm. Diese seelische Dissonanz kann man reduzieren, indem man entweder die neue Information abwertet. Oder man kann flugs seine Einstellung zum Thema wechseln und sich wundern, wie man so einfältig sein konnte, an einer irrigen Vorstellung festgehalten zu haben. …

 

Klaus Glas

Klinischer Psychologe in eigener Praxis, www.hoffnungsvoll-leben.de mit psychologisch-pädagogischen Lebenshilfen.

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