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Ludger Schepers

Wünsche für die Kirche

07.09.2022

Im Rahmen eines Besinnungstages für Ordensleute im Bistum Essen am 24. August befassten sich 42 Schwestern und Brüder mit der geistlichen Dimension des Synodalen Weges und der Weltsynode. Insbesondere die Texte der Schweizer Theologin Jacqueline Keune, die die Referentin und Synodenteilnehmerin Sr. M. Scholastika Jurt OP (Generalpriorin der Arenberger Dominikanerinnen) weitergeschrieben und aktualisiert hat, forderten uns heraus. Wir bekamen sie geschenkt mit der Einladung zum Nachdenken und Austausch. Die Zustandsbeschreibung der Kirche wurde von allen so wahrgenommen. 

Unsere Kirche,
von Ruß geschwärzte Wände,
von Spinnweben verhangene Ecken,
von Sehnsucht durchgekniete Kirchenbänke:
die Kirche, das alte Haus.

Und doch auch der Raum,
der mich die Schönheit schauen und die Stille erfahren lässt.

Vom Zweifel gesäuberte Lehre,
vom Monolog ausgesperrte Frage,
von Hierarchie durchdrungene Ordnung:
die Kirche, das strenge Haus.

Und doch auch der Raum,
der mich singen und klagen lässt, mir Trost ist und Brot.

Von Starrheit getragenes Feiern,
von Gemessenheit gesetzter Schritt,
von Fremdheit geprägte Rede:
die Kirche, das enge Haus.

Und doch auch der Raum,
der mich Weite und Tiefe schauen lässt, dem Himmel begegnen lässt und auch Gott.

Es war der allgemeine Wunsch:

Lasst uns Kirche sein,
die am Lernen ist.
Die die Fragen der Frauen hört,
die das Suchen der Männer sieht
und nicht bloß uralte Einsichten wiederkäut,
sondern ringt um einen neuen Weg.

Lasst uns Kirche sein,
die menschlich ist,
die mit dem Herzen urteilt,
die offen ist und handfest dient
und sich nicht an den Spielregeln der Welt orientiert,
sondern ringt um einen neuen Weg.

Lasst uns Kirche sein,
die glaubwürdig ist,
die das Notwendige sagt,
die das Erforderliche tut,
und nicht immer nur argumentiert,
sondern ringt um einen neuen Weg.

Lasst uns Kirche sein,
die nahrhaft ist:
die sich den Menschen anbietet,
wie köstlicher, wilder Wein und frisches Brot,
die hofft, glaubt, liebt und nicht immer die Schuld sucht,
sondern ringt um einen neuen Weg.

Lasst uns Kirche sein,
die riecht und schmeckt nach dem Reich Gottes.

Das wünscht sich nicht allein

Weihbischof Ludger Schepers, Essen


                              Foto: Diane Kim – pixabay.com

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