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Michael Maas

85, 180, 222, 105 und die Zusatzzahl 147

30.08.2017

Sie merken gleich: für die Lottozahlen sind diese Nummern zu groß. Richtig. Eigentlich sind sie auch für Ablösezahlen von Fußballspielern zu groß. Aber die Ölscheichs aus Qatar, Oligarchen aus Russland und neue Fernsehverträge machen es möglich, dass auf einmal so viel Geld auf den Tisch gelegt wird für Leute, die gut den Ball kicken können. Denn hinter diesen Zahlen verbergen sich der Reihe nach die Millionensummen, die für Romelu Lukaku, Kilian Mbappé, natürlich Neymar und Ousmane Dembélé (plus Sonderzahlungen) in diesem Sommer ausgegeben wurden.

Ist das verrückt? Sind diese Summen zu rechtfertigen? Oder ist es nur das auf die Spitze getrieben, was meine Mutter schon vor Jahren als „modernen Sklavenmarkt“ bezeichnete; und wo ich ihr jedesmal direkt widersprach, weil diese Fußballer ja alle freiwillig mitmachen?

Jedenfalls gibt das „Gesetz des Marktes“ diese Zahlungen scheinbar her. Ob einen das erfreut, ängstigt oder aufregt. Es gibt genügend Fans, die sich die Spiele anschauen, bei denen diese Herren mitwirken. Es werden gar nicht so wenige Trikots mit der Aufschrift dieser Fußballer verkauft. Das „Geschäft“ läuft.

Für mich stellt sich aus der Sicht des Glaubens dabei eine andere Frage. Nämlich: Wieviel ist ein Mensch wert? Unabhängig davon, ob er kicken kann, oder nicht. In der Bibel finden sich eine ganze Reihe von Schrifttexten, die aufzeigen: Jeder einzelne Mensch ist bei Gott unendlich viel wert.

Im Psalm 8 heißt es etwa: „Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst? Des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ Angesichts der wunderbaren Schöpfung, die uns staunen lässt vom kleinen Säugling bis hin zum Himmel mit all seinen Sternen – da bekennt der Beter der Psalmen: In all der wunderbaren Schöpfung hat der Mensch eine herausgehobene Stellung. „Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“

Und zwar nicht, weil er etwas besonders gut kann; weil er Rendite verspricht, wenn ein gewünschtes Verhalten eintritt. Sondern einfach so – ohne Bedingung. Gott schenkt jedem von uns diese Würde – gratis.

Das bedeutet auch etwas für uns. Zum einen, dass wir uns dieser Würde bewusst werden. Uns von niemandem einreden zu lassen, dass wir nur dann wertvoll wären, wenn wir etwas Bestimmtes vollbracht hätten. Uns aber auch davon herausfordern lassen und uns nicht mit zu wenig zufrieden zu geben – wir sind schließlich mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Das darf man uns auch anmerken. Schließlich: Dass wir uns für die Würde der Menschen einsetzen, wo sie von anderen mit Füßen getreten wird.

Vor allem aber meint es für uns: Gott zu danken, dass er unseren Wert nicht nach Leistung, sondern von unserem Sein her bemisst. Deshalb müssten wir oben in der Auflistung eine Zahl ergänzen: unendlich. Das ist der Wert von uns, der Wert eines jeden Menschen von Gott her gedacht. Wie beruhigend, dass das niemand auf der Welt für kein Geld kaufen kann.

 

Direktor Michael Maas, Leiter des Zentrums für Berufungspastoral, Freiburg


                                            Foto: © pixabay.com

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