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Markus Hauck

Wo bleibt da Gott?

13.09.2017

Das Erdbeben in Mexiko, der Wirbelsturm in Florida oder schwere Unfälle und Terrorattentate mit vielen Todesopfern. Katastrophen wie diese bringen viele Menschen dazu zu fragen: Warum lässt Gott das zu?

Eine Antwort, die mitunter zu hören ist, lautet: Gott ist machtlos. Er lasse solche Ereignisse zu, weil er sie einfach nicht verhindern könne. Nach Definition ist Gott das Wesen, das der Grund und Ursprung allen Seins ist. Aber wenn Gott wirklich allmächtig ist und über Zeit und Raum steht, wenn er die Welt und ihre Gesetzmäßigkeiten geschaffen hat: Wie kann das sein, dass er Naturkatastrophen gegenüber ohnmächtig sein soll?

Andere argumentieren, Gott strafe mit solchen Vorfällen die Menschen für ihr sündiges Tun. Ganz nach dem Motto: Das haben die Menschen nicht besser verdient. Da praktisch niemand es schafft, einen Tag lang ohne ein böses Wort, ohne eine Lüge oder ein anderes egoistisches Handeln zu verbringen: Müsste es nach dieser Logik nicht noch mehr schlimme Unglücksfälle geben? Und wie steht eine solche Argumentation außerdem wohl in wenigen Jahrzehnten da, wenn es womöglich präzisere und nachvollziehbarere Ursachenerklärungen und womöglich auch Mittel gibt, einige dieser bislang noch unabwendbaren Ereignisse sogar zu verhindern?

Vielleicht hilft es, auf die Erfahrungen zu blicken, von denen das Alte wie das Neue Testament vielfach berichten. Gott ist manchen Menschen in deren Verzweiflung scheinbar fern, mutet ihnen mehr zu, als sie verstehen und ertragen können. Und dennoch deuten machen Leute solche Erfahrungen ganz anders: Hiob, der seine ganze Familie und allen Besitz und am Schluss noch die Gesundheit verliert. Oder Jona, der erst ein totales Versagen bei allen seinen prophetischen Bemühungen erlebt und am Ende scheinbar ein tragisches Ende im Inneren eines Fisches findet, ehe der ihn wieder ausspeit. Oder auch Paulus, der auf seinen Missionsreisen viel Leid erleben musste. Sie alle machen die Erfahrung: Ich bin auch in allem Leid von Gott getragen und begleitet.

Das ist auch die einzig theologisch ernst zu nehmende Aussage, die im Zusammenhang mit den oben genannten Katastrophen getroffen werden kann – und sollte.

Markus Hauck, Würzburg


                                     Foto: © pixabay.com

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