von Heinrich Bedford-Strohm
500 Jahre Trennung sind genug! Das klingt gut, das könnten wohl viele einfach so unterschreiben und doch verdient dieser Satz genauere Reflexion.
Zum einen nimmt er nur die eine große Trennung der Westkirche in den Blick, als wäre nur und ausschließlich mit der Reformation die Einheit der Kirche zerbrochen. Natürlich ist sie aber nur eine von den vielen Spaltungen, an denen die Kirchengeschichte so reich ist. Nur ist diese in Deutschland eben nach wie vor besonders sichtbar und Teil unseres täglichen Erlebens.
Zum zweiten könnte der Eindruck entstehen, die Trennung der beiden Kirchen – und nun reden wir konkret von der römisch-katholischen und der evangelischen – könnte bei gutem Willen ohne Komplikationen rasch überwunden werden. Eine solche Einschätzung würde die Schwierigkeiten bei der Überwindung der Trennungen unterschätzen. In den letzten 500 Jahren haben sich die beiden Traditionen unabhängig voneinander weiterentwickelt. Aber diese unterschiedliche Weiterentwicklung muss eben nicht Grund für die Aufrechterhaltung der Kirchenspaltung bleiben.
Deswegen muss man zum dritten sehr genau überlegen, wie die Trennung überwunden werden soll, wenn sie die Entwicklungen und Veränderungen ernst nehmen will, wie die angestrebte Einheit zu denken ist und dann schließlich auch gestaltet werden kann. …
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