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Appelle sind besser als Drohszenarien

Appelle sind besser als Drohszenarien

Eine kritische Würdigung der „Letzten Generation“

von Hans-Martin Samietz

Uns sind die Geschichten abhandengekommen, Geschichten, die uns motivieren, innere Energie für Handlungen aufzubringen, die uns von Natur aus nicht nahe liegen würden, aber dazu geeignet sind, ein besonderes wertvolles Gut verwirklichen zu helfen. Wonach wir als Gesellschaft auf der Suche sind, sind gemeinsame, vorbewusst wirksame Übereinkünfte über ein gutes Leben. Wir brauchen solche Geschichten, die uns motivieren, über das Naheliegende hinaus zu denken, denn Sicherheit und das Vertrauen in das Funktionieren menschlichen Zusammenlebens sind keine spontanen Einfälle, sondern das Ergebnis langer, oft leidvoller Wege über Generationen hinweg. Was wir an hilfreichen Selbstverständlichkeiten im Umgang miteinander genießen, ist das Produkt jahrtausendelang gesammelten und verarbeiteten Erfahrungswissens.

Held und Gottesgabe

Was wurde er angefeindet, als Ignaz Philipp Semmelweis bei seinen Kollegen, den Ärzten und Pflegekräften im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, einforderte, ausreichend Zeit in für viele als  überflüssig erachtete Hygienemaßnahmen wie Handdesinfektion zu investieren. Als er sich mit Hilfe umfangreicher persönlicher Studien dann am Ende bei seinen Kollegen durchgesetzt hatte, sank die Sterblichkeitsrate bei gebärenden Frauen in seiner Abteilung von über 15 Prozent auf gut ein Prozent.
Oder: Wie sinnvoll war es, einen über mehrere Jahre sehr fruchtbaren Acker ein Jahr nicht zu bestellen und ihn brach liegen zu lassen?

Beides, die besondere Handhygiene medizinischen Personals in Krankenhäusern und die Wirkung von natürlichem Dünger, gehört heute zum sicheren Wissen in unserer Gesellschaft, war aber für diejenigen, die das entsprechende Verhalten zum ersten Mal zeigten, alles andere als naheliegend. Es bedurfte für die Verstetigung eines Resonanzraumes in Form einer Geschichte, die man gerne weitererzählte.

„Retter der Mütter“ wurde er genannt, der ungarische Arzt Philipp Semmelweis. Als Gabe an Gott wurde das Brachliegenlassen von Äckern verstanden. Beides schöne Geschichten, die vom Held und die vom Willen Gottes, die eine generationenübergreifende Bindekraft entwickelten.

Hans-Martin Samietz

Schönstatt-Pater.
Mitglied der basis-Redaktion. 

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Beitragsfoto: © Nele · stock.adobe.com

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