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Auf der Schwelle

Auf der Schwelle

Übergang einer geistlichen Bewegung in die Zukunft

von Pater Ludwig Güthlein

Aus einm Vortrag bei der Delegiertentagung der deutschen Schönstattbewegung im März 2021

Ich glaube: Das, was wir heute von Schoenstatt for future erlebt haben, ist ein schönes Zeichen, wie da etwas zu unserem dazu wächst, was wir immer schon wussten, über das wir immer reden und was wir ja eigentlich auch für gut halten. Aber als eine vitale Kraft, als ein vitales Anliegen ist das ein neuer Vorgang. 

Und deswegen meine ich, ist das Tor, das Bild vom Tor, und das Wort von der Schwelle auch ein wichtiges Wort in Schönstatt. Wir merken gerade, dass wir uns deutlicher als Generationen wahrnehmen. Das war immer so. „Alt und Jung“ ist immer ein Thema, und die Jungen haben ihre eigenen und neuen Themen. Aber wir merken, die Herausforderung ist auf eine bestimmte Weise anders, weil gleichzeitig die Kräfteverhältnisse anders sind, und weil eine andere Art von Hineinwachsen oder Schönstatt zu leben entsteht, eine andere Art Schönstatt zu ergreifen, es zu seinem Schönstatt zu machen. 

Wir haben das oft mit dem Stichwort dritte Generation bezeichnet. Generation hängt zusammen mit der gesellschaftlichen Veränderung, aber auch mit dem Wechsel der Generationen, was die unmittelbarere Kontaktnahme zu Erlebnissen mit der Gründungszeit und mit dem Gründer zu tun hat. Immer wieder haben wir schon darüber geredet. Ich denke, das ist gelegentlich in den Gemeinschaften ein Thema, und immer wieder gibt es auch unterschiedliche Formulierungen. 

Natürlich geht es dabei auch darum, das Erbe zu übernehmen. Ich weiß nicht, wie ein junger Mensch sich in einem zu alten und zu großen Haus fühlt, wenn er das Erbe der Familie übernimmt. Das passt dann gar nicht, um es zu bewohnen. Wie klingt heute für jemand das Wort Erbe, wenn es nicht in benutzbares Geld umgesetzt ist und ich damit mein (neues und eigenes) Projekt aufbauen kann? 

Natürlich geht es um eine lebendige Aneignung, um eine echte Treue, in der die Entscheidung bleibt und eben auch lebendig bleibt. Das wünschen wir uns natürlich auch für Schönstatt. Oder wir erinnern uns an das Wort von der schöpferischen Treue. Gabriel Marcel hat es kreative Treue genannt. Da geht es auch darum, dass etwas wirklich immer auch neu geschaffen wird. Und trotzdem habe ich den Eindruck: wir haben noch nicht ganz das Wort für die jetzige Zeit gefunden, und dafür, was es heißt, an dieser Schwelle, in diesem Tor zu stehen und in ein neues Land hineinzukommen. 

 

Pater Ludwig Güthlein

Schönstatt-Pater, seit 2015 Bewegungsleiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland.

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