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Das Wunder des neuen Lebens

Das Wunder des neuen Lebens

Jedes Jahr aufs Neue – und doch so anders

von Laura Wolff

Weihnachten steht vor der Tür. An sich ist es jedes Jahr das Gleiche – die Traditionen sind altbekannt und so schnell wird daran nicht gerüttelt. Und doch ist in diesem Jahr das Weihnachtsfest für mich ein ganz besonderes. Es ist das erste, nachdem unser Sohn auf die Welt gekommen ist. Das hat meinen Blick verändert, hat ihn wacher gemacht und sensibler für das Große, das vor über 2000 Jahren geschehen ist. Beides sind Wunder des neuen Lebens, die für mich klar verbunden sind. Das Wunder des Lebens ist nicht mehr nur bloße Theorie, sondern ganz praktisch im Heute erlebbar geworden.

Wunder des Lebens

Was ist es – das Wunder des Lebens? Fragt man den Duden, so beschreibt er ein Wunder als einen staunenserregenden Vorgang, der nicht sofort erklärbar ist. Die Entstehung eines neuen Menschen ist definitiv staunenserregend. Wie gerne habe ich in der Schwangerschaft Woche für Woche mitverfolgt, wie dieses kleine Wesen sich entwickelt, wie es noch so winzig ist und doch schon alle Organe angelegt sind. Ich konnte immer wieder nur staunen, zu was der menschliche Körper in der Lage ist: sich plötzlich umzustellen auf die Produktion eines neuen Menschen und schließlich nach der Geburt auf seine Ernährung. Wie das alles passiert, ist wissenschaftlich gut erklärbar. 

Und doch ist in mir dieses Gefühl, dass das Wunder des Lebens mehr ist als sich direkt erklären lässt. Unser Kind ist mehr als 50 Prozent Mama und 50 Prozent Papa. Es hat seinen ganz eigenen Charakter und ist einmalig. Für mich ist es ein Geschenk, miterleben zu dürfen, wie ein Kind seine Talente, Fähigkeiten und die Welt um sich herum entdeckt und es auf all diesen kleinen und großen Schritten zu begleiten. 

Bevor unser Sohn auf die Welt kam, war mir klar, dass er unser Leben auf den Kopf stellen würde – und doch konnte ich mir nicht recht vorstellen, wie es sein würde. Heute kann ich sagen: Er hat unsere Welt auf den Kopf gestellt und wartet auch mit der ein oder anderen Herausforderung auf: die ständige Verfügbarkeit als Mutter zum Stillen, niemals wirklich entspannen, solange er noch in Hörweite ist, weniger Schlaf und manchmal auch die Ratlosigkeit, warum er denn nur schreit. Das sind die Herausforderungen. Aber denen steht so viel mehr gegenüber, was er mir schenkt. Wenn ich morgens aufwache und mit einem breiten Lächeln begrüßt werde, dann kann mein Tag nur gut anfangen und schnell ist vergessen, dass er mich in der Nacht wach gehalten hat oder ständig hungrig war. 

Dieser kleine Mann muss nichts leisten und doch empfinde ich diese tiefe Liebe. Sie hilft mir, ihn auch in schwierigeren Phasen als das Wunder des Lebens zu sehen, das er ist. Ist diese unbändige Liebe erklärbar? Ist erklärbar, warum ich schon in der Schwangerschaft eine tiefe Beziehung und emotionale Bindung zu diesem Kind empfunden habe, obwohl ich es nicht einmal kannte? Diese Fragen bleiben offen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass selbst Menschen, die für sich behaupten, nicht an Wunder zu glauben, doch vom Wunder des Lebens sprechen, wenn sie die Entstehung neuen Lebens einmal miterleben durften. 

 

Laura Wolff

M.Ed., Referentin für Berufungspastoral im Bistum Trier.

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