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Der erste Eindruck zählt

Der erste Eindruck zählt

Der Kirche ein menschliches Gesicht geben

von Elmar Busse

„Man hat keine zweite Chance für den ersten Eindruck.“ Dieses Sprichwort hören die meisten, die über die Arbeitsagentur ein Seminar über Bewerbungsschreiben absolvieren. Anlässlich seines Silbernen Priesterweihejubiläums stellt Pater Josef Kentenich fest, dass die erste Begegnung mit ihm bei vielen Menschen einen positiven bleibenden Eindruck hinterlassen hatte, ja dass selbst Berufungen zu den Pallottinern und zu den Marienschwestern bei der ersten Begegnung schon geweckt worden waren. 

Ich bin Pater Kentenich persönlich nie begegnet. Und mit seinen Tagungsmitschriften, die in den 1970er Jahren in Buchform herausgegeben worden waren und auf abenteuerliche Weise in den Osten geschmuggelt worden waren, habe ich mich schwergetan. Ich fand systematische Abhandlungen klarer und attraktiver. Im Laufe der Jahrzehnte habe ich den einen oder anderen Zeugen von seinen Begegnungen mit Pater Kentenich erzählen gehört. 

In Erinnerung ist mir auch noch das Zeugnis eines Mithäftlings aus dem Konzentrationslager Dachau. Der stellvertretende Lagerälteste (das war Teil der Hierarchie der Häftlingsselbstverwaltung) Hugo Guttmann kam im März 1942 auf den Priesterblock zu Besuch. Da sagte er: „Heutzutage bringt die Gestapo nichts Gescheites mehr an Menschen ins Lager. Zu unserer Zeit war das noch anders. Allerdings sind bei den letzten Zugängen Ausnahmen, ein Carls und ein Kentemich [so sprach er ihn aus.].“ [Monnerjahn, Häftling 29392, S. 109] Die Angstfreiheit, die ruhige Gelassenheit und gleichzeitig der Mut, illegale Kontakte zu knüpfen und illegale Post aus dem Lager zu schmuggeln – das beeindruckte die, die im KZ darum wussten. Seine Hochsensibilität ermöglichte es ihm, Menschen in sich aufzunehmen, das Gespürte zu artikulieren, so dass die Menschen überrascht und erfreut waren, weil damit immer auch die Haltung der Wertschätzung und Ehrfurcht verbunden war.

Schönstatt als Freiheitsbewegung

In seinen pädagogischen Tagungen legte er viel Wert auf die Entfaltung der Persönlichkeit. Entgegen der äußerlichen Dressur, die leider typisch war für den Erziehungsstil in den meisten katholischen Internaten Anfang des 20. Jahrhunderts, erkämpfte er gegenüber seinen Mitbrüdern Freiräume für die Jungen, solange er noch Spiritual war. Und später definierte er die Schönstatt-Bewegung als Freiheitsbewegung.

Ein innerlich freier Mensch, der begeisterungsfähig ist, leidenschaftlich für seine Anliegen und Ziele wirbt, ein guter Kommunikator ist, der hat einfach Ausstrahlung, der hat Charisma. Das Wort ist inzwischen aus dem Neuen Testament, wo es eine besondere Gnadengabe zum Aufbau der Gemeinde bezeichnete (vgl. 1Kor 12), in den Alltagssprachgebrauch gewandert und wird auch Politikern oder Firmengründern zu- oder abgesprochen. Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber war ein fleißiger Aktenstudierer, hatte ein gutes Urteilsvermögen, aber tat sich schwer mit öffentlichen Auftritten in den Medien. Wolodymyr Selenskij hingegen wird von den Reportern Charisma bescheinigt. 

Elmar Busse

Schönstatt-Pater / seit 2015 Hausgeistlicher bei den Armen Dienstmägden Jesu Christi (ADJC) in Dernbach, von 1992 bis 2015 Ehe- und Familienseelsorger.

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Beitragsfoto: © serhiibobyk · stock.adobe.com

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