„Der Heilige Geist weiß es“
Neuanfang Weltsynode
von Kurt Faulhaber
Zu oft wurde in den vergangenen Jahrzehnten in kirchlichen Kreisen ein Neuanfang beschworen. Einem nicht erfolgten Neuanfang folgte der nächste. Manche sagen: Ich kann es nicht mehr hören! Hat „Neuanfang“ in der Kirche jeglichen Zauber verloren?
Einen radikalen Neuanfang gibt es nicht. Nur Gott konnte aus nichts die Welt erschaffen. Doch können unterirdische Kräfte und Prozesse sich unbemerkt anstauen und unerwartet wie Magma hervorbrechen. Es braucht prophetisches Gehör, dies Brodeln vorher wahrzunehmen.
Ich möchte „Zauber“ verstehen wie Jörg Lauster in seinem Buch „Die Verzauberung der Welt“. Immer wieder in der Geschichte des Christentums gab es Momente, da erfuhren die Menschen „ETWAS, das größer, unfassbarer, mächtiger war, als sie selbst es hätten ersinnen können, und das sich mit Autorität in ihnen Bahn brach“. Er nennt es den „Einbruch göttlicher Transzendenz“ mit der „Autorität des Heiligen“. Ist die Weltsynode so ein ETWAS? Kann sie es werden? Auf solche Fragestellung kann es noch keine Antwort geben. Entscheidend ist, sich dieser Frage zu stellen. ETWAS zu ahnen. Sich als Scheit in die glimmende Glut zu werfen.
Alle gemeinsam an den Tischen
Die auffälligste Neuerung der Weltsynode war: Alle saßen an Tischen. Laien, Frauen, Bischöfe, der Papst genauso. Eine Äußerlichkeit, kein Neuanfang. Vielleicht ein Seismograph der Verschiebung unterirdischer kirchentektonischer Platten? Vielleicht gab es das nicht mehr seit dem Apostelkonzil in biblischer Zeit. Da „beschlossen die Apostel und die Ältesten zusammen mit der ganzen Gemeinde“ (Apg 15, 22) hoch umstritten Neues. Radikal verkürzt: Im Laufe der Jahrhunderte blieben die Gemeinden außen vor, die Bischöfe unter sich, schließlich warf die Erklärung der Unfehlbarkeit des Papstes die Frage auf, ob es überhaupt noch Synoden brauche. Oder die Autorität des Papstes genüge.
Das derzeitige unterirdische Brodeln kam von außerhalb der Kirche: Menschen begehrten auf gegen autoritäre Systeme, Frauen forderten Geschlechtergerechtigkeit. Menschen wollten autonom sein, mitentscheiden. Genau dieses Magma, bisher in der Kirche unter der Decke gehalten, bricht jetzt auf. „Ein heftiger Streit ist entstanden“ (auch eine Beschreibung des Apostelkonzils!, Apg. 15, 7).
Sie verstehen: Ich kann hier nicht eingehen auf die vielen unbeantworteten Fragen: nach der Rolle der Laien, der Rolle der Frauen, der Rolle von Demokratie, nach Mehrheitsverhältnissen zwischen Bischöfen und Laien, auf die Frage: Nur beraten oder auch entscheiden? Mitarbeiten oder leiten? Zugunsten der einen Frage: Könnte hier die Autorität des Geistes mitspielen? Das Konzil erlebte sich als „neues Pfingsten“. Aber das „heftige Stürmen“ (Apg 2, 2) scheint erst richtig loszubrechen.
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