Die Ehe – für uns ein Ort tiefer Begegnung
von Annette und Michael Schlüter
Wir beide haben gerade unser 40. Ehejubiläum gefeiert: in einer Schönstatt-Kapelle unter den Augen Mariens, in freundschaftlicher, froher Atmosphäre, mit unseren Kindern, ihren Familien und unserem Verwandtenkreis. Im Heiligtum in Münster-Mariengrund sind wir 1984 in die Ehe gestartet. Wir hatten uns erst ein Jahr zuvor in der Studentengemeinde der Uni Bochum kennengelernt: Sympathie auf den ersten und zweiten Blick. Aus dem Verliebtsein wurde auf geheimnisvolle Weise mehr. Das war neu, das hatten wir so noch nicht erlebt. Was hat uns sicher gemacht, den/die „Richtige/n“ gefunden zu haben, uns zu (ver) trauen?
Lieben heißt aufs Ganze gehen
Wir haben damals beide Theologie studiert und wussten theoretisch von der Perspektive der sakramentalen Ehe: ein Bund fürs Leben in guten wie „bösen“ Tagen und Nächten. In Rückbindung an den ewigen „dreieinen“ Gott erlebten wir unsere Partnerschaft als Berufung – vergleichbar mit der Berufung Mariens in der Verkündigung. An ihrem Ja-Wort, ihrer „Fiat“-Haltung haben wir uns festgemacht. Unser Trauspruch: „Ich liebe dich und das ist endgültig!“ Ein Versprechen und ein Wagnis. Die Gottesmutter war von da an auch unsere Mutter, die Garantin des neuen Ansatzes der Christusgeburt in uns. Sie geschieht nicht sexuell, sondern spirituell – Heiliger Geist und Ma(te)ria vermählen sich für das Wort und Werk des Vaters. Jesus bekräftigt die Neugeburt „von oben“ später im Gespräch mit Nikodemus (Joh 3,1-21).
Spiritualität der Begegnung
Als wir nach der Hochzeit eine gemeinsame kleine Wohnung bezogen, war auf einmal vieles anders als gewohnt: das alltägliche Zusammensein auf engem Raum, die Arbeits- und Aufgabenteilung, die Abstimmung Nähe und Distanz, der körperliche Kontakt. Immer sind wir zwei beteiligt mit Leib, Seele, Geist, Gemüt, Herz. Und Gott ist dabei, die Gottesmutter auch die Mutter unserer Ehe und später unserer Kinder – sichtbar im Hausheiligtum. Alle Beziehungsebenen mit Stärken und Schwächen bedürfen der Entwicklung und der Balance. Zum Affektiven der Partnerschaft gehören Herzlichkeit, Güte, Humor und sicher auch etwas Romantik. Wir brauchen jeden Tag die persönliche Zuwendung und Wertschätzung –„Streicheleinheiten“ in welcher Form auch immer.
Sexualität und Liebe
Die sexuelle Begabung ist ein großes Geschenk des Schöpfers. Mann und Frau erleben im sexuellen Akt die Freude körperlich-ekstatischer Lust und tiefster Einheit. Es braucht den Mut, über Wünsche und Befindlichkeiten zu sprechen. In der Offenheit für die Zeugung des Nachwuchses erkennen beide ihre Schöpfungskraft und ihren Schöpfungsauftrag. Sie tragen die Verantwortung dafür, die Körper gesund zu erhalten und in Krankheit einander beizustehen. Schönheit liegt im Auge des Betrachters und die Liebe sieht tiefer als das augenscheinliche Aussehen. „Du bist schön!“ oder „In diesem Kleid siehst du umwerfend aus!“– welche Frau hört das nicht gern? Sexualität zwischen Mann und Frau in der Ehe bleibt herausfordernd, um in Zeiten des Sexualismus ein stimmiges Maß zu finden.
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