Die Familie ist der Weg
Als deutscher Priester in Lateinamerika
von Egon M. Zillekens
Der internationale und föderative Auf- und Ausbau unserer Gemeinschaft „Schönstatt-Priesterbund“ mit meinen vielen Aufenthalten vor allem in den Ländern Lateinamerikas, die früher auch örtliche Nähe zu ADVENIAT in Essen und mein achtjähriger Einsatz als Fidei-Donum-Priester in Ecuador um die Jahrtausendwende herum haben mich von der Sicht eines deutschen Pfarrers zum Reichtum einer weltweiten, befreienden und frohmachenden Perspektive geführt.
Mir wurde in einem neu gegründeten Bistum am Äquator, am westlichen Fuße der Anden, das Gebiet von mehr als 20 Ansiedlungen und Ortschaften mit je einigen Hundert bis zu je einigen Tausend Menschen anvertraut. Dabei durfte ich vor allem in zwei pastoralen Arbeitsfeldern auf Erfahrungen in den Ländern des Kontinentes aufbauen, im Dialog mit anderen Missionaren weiterentwickeln und ihre Bewährung in der Praxis erfahren:
ADAP – Asamblea Dominical en Ausencia del Presbítero
(Sonntägliche gottesdienstliche Versammlung in Abwesenheit des Priesters)
Ausgehend von dem Recht einer jeden Gemeinde, jeden Sonntag und vor Ort das neue Leben der Auferstehung zu feiern – was nicht abhängig sein darf von der Anzahl der Priester oder wo sich der zuständige Pfarrer gerade aufhält –, wählten die Leute eines Ortes die Stunde ihres Gottesdienstes am Sonntag und wurden Getaufte für ihre Leitung vorbereitet und befähigt, die am Ort wohnten und das Vertrauen der Leute hatten. Diese Schulung dauerte mehrere Jahre, die Ernennung erfolgte durch den Bischof – zunächst probeweise für ein Jahr, Hefte für die Gottesdienstleiter und Blätter für alle Gottesdienst Feiernden erstellte die liturgische Kommission der Bischofskonferenz.
Somit feierte jeder Ort am Tag der Auferstehung das neue Leben – wenn es schon eine Kapelle oder gar Kirche mit Tabernakel gab, sogar mit Kommunionempfang. Die Vorbereitung aller Gottesdienstleiter war jeden Samstagvormittag im Pfarrzentrum mit mir, es wuchs das Bewusstsein von Zusammengehörigkeit und eine beachtliche Verbundenheit im Beten, Singen und an Informationen.
Ich selbst hatte nur noch vier sonntägliche Eucharistiefeiern, eine davon immer in der Hauptkirche. In allen Orten, wo jeweils zur selben Uhrzeit gefeiert wurde, war bekannt, wo ihr Padre zur selben Stunde die Heilige Messe feierte. Jemand kam auf die Idee, zum Zeichen dafür eine Stola auf den Priestersitz zu legen, mochte es auch nur ein Baumstumpf sein.
Die Sonntagvorabendmesse haben wir erst gar nicht eingeführt, zu diesem Zeitpunkt gab es Hochzeiten oder andere Feste. Und gefeiert wurde viel.
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Beitragsfoto: © Fernanda· stock.adobe.com