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Ein Gespräch mit einer kleinen Heldin

Ein Gespräch mit einer kleinen Heldin

von Sarah Becker

Es war gar nicht so einfach, diesen Interviewtermin zu vereinbaren. Sie schläft noch ziemlich viel. Und wenn sie mal wach ist, fällt es ihr schwer, lang genug ruhig zu liegen, damit man mit ihr ein längeres Gespräch führen kann. Sie ist ziemlich umtriebig, strampelt viel. Eigentlich ja auch nicht verwunderlich. Immerhin hat sie nicht gerade viel Platz in Mamas Bauch. Da muss sie sich schon jeden Zentimeter erkämpfen. Ja, eine Kämpferin, das war sie von Anfang an. 

Irgendwann hat es dann aber doch geklappt. Da war sie gerade 36 Wochen alt. Schon beinahe drei Kilogramm hat sie gewogen. Das hat zumindest die Ärztin so berechnet. Wir haben uns für ein Gespräch um 22 Uhr verabredet. Da ist sie eigentlich immer wach. Dann, wenn sich die Mami gerade ins Bett legt, da wird sie so richtig aktiv. Ich befürchte ja, dass sie diesen Rhythmus auch später beibehalten wird. 

Als erstes habe ich sie gebeten, sich einmal kurz vorzustellen. Nicht, dass ich nicht gewusst hätte, wie sie heißt und woher sie kommt. Ich habe schließlich meine Hausaufgaben gemacht. Aber ich finde es meist spannender, selbst diese „banalen“ Dinge aus dem Mund des Interviewpartners zu hören. Allein schon am Klang der Stimme kann man viel erfahren. Außerdem ist die Frage nach dem Namen in diesen Fällen gar nicht so banal. Viele wissen den noch gar nicht. Aber aus dieser kleinen Lady sprudelte er nur so heraus. 

„Ich heiße Miriam.“ 

„Das ist aber ein sehr schöner Name.
Und auch ein sehr alter.“

„Ja, ich weiß. Er kommt schon im Alten Testament vor. Ich habe gehört, dass er viele verschiedene Bedeutungen hat. Zum Beispiel ‚die Erhabene‘ oder ‚die von Gott Beschenkte‘. Mir gefällt eine Auslegung aber besonders gut: „die Ungezähmte“. Ich denke, das passt zu mir. Und es passt auch zu meinen anderen Namen. Ich habe nämlich noch zwei weitere. Meine Eltern haben mich nach meinen beiden Patinnen benannt. Ich kenne sie beide noch nicht so gut. Aber was man so hört … Vollständig heiße ich also Miriam Anna Franziska. “

„Und wie gefällt es dir bisher auf dieser Welt?“

„Eigentlich ganz gut. Es ist aber etwas eng hier drin, und immer, wenn ich mich etwas strecke, stoße ich gegen irgendwas Hartes. Aber seit ich etwas hören kann, ist es viel spannender geworden. Alle reden davon, dass ich jetzt bald auf die Welt komme. Dabei bin ich doch schon längst da. Aber anscheinend soll es dann anders werden. Wäre ja auch cool. Hört sich zumindest nach einem Abenteuer an.“ 

 

Sarah Becker

Ernährungswissenschaftlerin, Mitglied der basis Redaktion.

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Foto: © Darren Baker | stock.adobe.com