Ein Lernprozess, der gestaltet sein will
Der Eintritt ins Rentenalter kann vielfältige Schwierigkeiten mit sich bringen.
Muss er aber nicht.
von Ulrich Emge
„Zum Arbeiten zu alt, zum Sterben zu jung – zum Reisen genau richtig!“, steht auf dem Aufkleber am Heck. Alles klar, im Camper vor mir sind Best Ager on Tour. Und offensichtlich tun sie gerade genau das, was sich viele für ihren Ruhestand wünschen: gemeinsam aktiv und unterwegs sein, reisen, etwas erleben und es sich gutgehen lassen. Es sei ihnen von Herzen gegönnt!
So einfach und attraktiv könnte die sogenannte dritte Lebensphase, das Rentenalter, verlaufen. Tatsächlich machen sich einer Studie des Sinus-Institutes zufolge in der Altersgruppe der 40-55-Jährigen etwa 58 Prozent der Befragten Sorgen, in wenigstens einem der drei zentralen Lebensbereiche Gesundheit, Finanzen und soziale Kontakte im Alter Probleme zu bekommen. Jeder vierte Rentner von morgen sieht sogar große Probleme im Alter in mehreren der zentralen Lebensbereiche auf sich zukommen.
Tatsächlich kann der Eintritt ins Rentenalter Betroffene in eine echte Krise stürzen. Was oft Jahrzehnte lang die alltäglichen Routinen prägte – die vorgegebene Tagesstruktur, die Begegnung mit Kollegen, klare Aufgaben, das eingespielte Miteinander als Paar –, alles verändert sich nun von einem Tag auf den anderen. Im Zentrum einer jeden Krise steht, dass meine bisherigen Bewältigungsstrategien für eine neue Herausforderung nicht mehr greifen. Und mit dem Eintritt in die Rente kann ich nun mal nicht einfach weiter funktionieren, wie ich das über viele Jahre getan habe. Ich brauche ein ganz neues Verhaltensrepertoire und das gleich in mehreren Bereichen. So ist der Übergang in die Rentenzeit ein sehr umfangreicher Lernprozess, der aktiv gestaltet und ein ganzes Stück weit auch vorbereitet werden will.
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