Entscheidend ist der Geist, nicht das Gebäude
Wie das Kloster Schwarzenberg der Franziskaner-Minoriten ausstrahlt
von Konrad Schlattmann
Eine Auszeit vom Beruf nehmen, sich zurückziehen zur Vorbereitung auf eine Prüfung, einfach Urlaub machen, den Sinn des Lebens wiederfinden, bei einem Kurs neue Dinge erfahren, der Seele etwas Gutes tun, dem spirituellen Hunger begegnen, der Hektik des Alltags entgehen und mit neuer Kraft zurückkehren, in einem Gespräch das eigene Leben aufhellen, auftanken und vielleicht sogar den Kontakt mit Gott suchen… Gründe gibt es heute viele. Die Nachfrage steigt, das Angebot auch. „Kloster auf Zeit“ ist in und wird von zahlreichen Gemeinschaften mit den verschiedensten Schwerpunkten beworben.
Biotop des Glaubens
Das Bildungshaus Kloster Schwarzenberg der Franziskaner-Minoriten im mittelfränkischen Scheinfeld im Steigerwald will ein solcher Kraftort sein, ein Ort, an dem Menschen aufatmen können. Im Jahr 1701 von der Fürstenfamilie von Schwarzenberg mitsamt der barocken Wallfahrtskirche gegründet und erbaut, versuchen die Brüder des heiligen Franziskus seit den 1960er Jahren, ein offenes Haus für jedermann zu bieten, mit den Menschen in Kontakt zu treten und vom christlichen Glauben Zeugnis zu geben – ohne große Predigt, ohne an der Eingangstür nach der Konfession oder religiösen Überzeugung zu fragen, einfach durch ihr Dasein.
Das Kloster Schwarzenberg mit rund 65 Gästebetten in Einzel- oder Doppelzimmern will gewissermaßen ein Biotop des Glaubens sein: „bios“, griechisch „Leben“, und „topos“, „Ort“, also ein Lebensort, ein Lebensraum einer klösterlichen franziskanischen Gemeinschaft, die ausstrahlen will auf die Umgebung. Ein Ort, an dem Glaube in Gemeinschaft gelebt wird und an dem Menschen spüren sollen, dass sie um ihrer selbst willen willkommen sind, ob glaubend oder nicht. Das Gebäude macht ein Kloster nicht zu einem Kloster, sondern der Geist der Christusnachfolge einer Gemeinschaft.
Umfangreich ist das Programmheft mit Kursangeboten, das die Franziskaner-Minoriten im Kloster Schwarzenberg jedes Jahr herausbringen: Sowohl Spirituelles und Kreatives als auch Wissenschaftliches und Frommes findet sich darin, neben Kursen für Erwachsene natürlich auch Wochenenden für Kinder und Jugendliche. Maria Luisa Dietl ist seit vielen Jahren dem Kloster und Bildungshaus sehr verbunden. Regelmäßig besucht sie den Gottesdienst, den die Brüder jeden morgen um 7.30 Uhr in der Gnadenkapelle bei der „Muttergottes von Schwarzenberg“ feiern und zu dem auch die Hausgäste eingeladen sind, und nimmt jedes Jahr am Bibelkurs im Januar teil. Man erfahre viel Wertvolles und Wissenswertes. „Es macht richtig Freude, sich intensiver mit den biblischen Texten und Themen auseinanderzusetzen. Nach einem Bibelkurs bin ich immer ganz erfüllt und finde Stärkung im Glauben.“
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