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Er liebte die Wahrheit

Er liebte die Wahrheit

Zum Wahrheitsverständnis Josef Kentenichs

von Manfred Gerwing

„Was ist Wahrheit?“ Pontius Pilatus stellt Jesus bei seinem Verhör diese Frage. Doch die Antwort wartet er gar nicht ab. Er lässt Jesus stehen und geht, wie es im Johannes-Evangelium heißt, zu den aufgehetzten Menschen „nach draußen“ (vgl. Joh 18,38).
Josef Kentenich (1885–1968), der Gründer des Internationalen Schönstattwerks, liebte die Wahrheit. Er ging nicht „nach draußen“, schaute nicht auf bloß Äußerliches und hörte schon gar nicht auf die Stimmen manipulierter Massen. Er wandte sich der Wahrheit zu, wollte die Wirklichkeit zu Gesicht bekommen und der Sache auf den Grund gehen. Schließlich fand er die Wahrheit in Jesus Christus. Von ihm legte er zeitlebens Zeugnis ab und wurde so zum Zeugen der Wahrheit.

Christliche Existenz ist Christusexistenz

„Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20), so formulierte es Paulus, so übernahm es Kentenich. Christliche Existenz ist Christusexistenz. Diese wiederum ist wahrhaft menschliche Existenz. Die Gottesmutter hilft dabei, diese wahre Existenz auszuformen. Kentenich selbst hat die Wirkkraft der Gottesmutter schon früh erfahren, mit knapp neun Jahren; und er hat sie nie vergessen: Sie, die Gottesmutter, will Christus neu im Menschen gebären. Sie sorgt dafür, dass Christen sich auch emotional, gleichsam mit Haut und Haaren der Wahrheit verschreiben, also wahrhaftig, d.h. wahrheitsgemäß leben und so Christus immer mehr in sich ausprägen und zur Welt bringen. …

 

 

Manfred Gerwing

Professor Dr., Lehrstuhlinhaber für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Er ist Mitglied des Schönstatt Familienbundes Deutschland. Papst Franziskus verlieh ihm 2019 den Gregorius-Orden.

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