Erfahrungen im Labyrinth
von Udo Markus Bentz
Die Kathedrale in Chartres – ein nahezu magischer Ort. Wir stehen am Portal, an der Schwelle zwischen außen und innen und betrachten im Mittelschiff vor uns das legendäre Labyrinth. Wir – das sind 15 junge Seelsorger – haben in den frühen Morgenstunden vor dem Ansturm der Touristen die Fläche des etwa zwölf Meter breiten Labyrinths von Stühlen leer geräumt.
Langsam und schweigend gehen wir nacheinander auf das Labyrinth zu. Im Pilgerschritt: zwei Schritte vor und einen zurück. Der Erste von uns tritt in das Labyrinth ein. Er zieht seine Bahn auf dem schmalen, weißen Steinweg. Bereits nach einigen Metern kehrt der Weg nach rechts. Ich drehe mich um die eigene Achse und gehe scheinbar wieder zurück, aber eben auf der benachbarten Bahn. Eine neue Wendung: Jetzt führt mich der Weg fast in die Mitte des Labyrinths zum Ziel des 280 Meter langen Pilgerweges. Doch die Nähe zum Ziel täuscht. Denn schon nach einigen weiteren Wendungen hat mich der Weg wieder an den äußeren Rand des Feldes geführt. . …
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