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Es geht auch anders

Es geht auch anders

Neuanfänge im Alter

von Maria Wolff

In unserer früheren Nachbarschaft wohnte vor vielen Jahren ein nettes älteres Ehepaar. Die beiden lebten bis zu seiner Erkrankung ihr Leben mit Arbeit, Hobbys, Besuchen der Kinder usw. Der Mann erkrankte an Parkinson und seine äußerst lebhafte Frau stellte sich auf das immer langsamer werdende Tempo des Ehepartners ein. Er akzeptierte den zeitlichen Freiraum, den sie für ihre eigenen Aktivitäten wie Wandern, Schwimmen, Treffen und Konzertbesuche zusammen mit ihren Freundinnen brauchte. 

Dramatisch wurde es dann, als er einen Schlaganfall erlitt und ins Wachkoma fiel. Vier Jahre lang pflegte sie ihren Mann daheim mit großer Hingabe, und wir spürten, wie ihr das an den Kräften zehrte. Dann starb der Mann. Ich sehe sie noch vor mir, wie sie am Grab von ihm Abschied nahm, eine Rose küsste und sie ins Grab fallen ließ. Es ging mir durch Mark und Bein. Wie würde es wohl mit ihr weitergehen? Sie musste sich nun erst einmal körperlich erholen, in Haus und Garten gab es viel zu tun. Nach einigen Wochen der bleiernen Schwere beobachteten wir an ihr, wie das Leben in ihre ganze Person zurückkehrte. 

Sie hatte für ihren Mann und dessen Rollstuhl einen kleinen Bus angeschafft, den sie nun nach dem Tod des Mannes nicht verkaufte. Sie baute ihn zu einem kleinen Campingbus um mit Sprungrahmen und Matratze zum Übernachten und begann, größere Touren zu unternehmen. Sie erzählte uns begeistert von ihren Erlebnissen und vor allem von den Fahrten in die Lüneburger Heide, in die sie sich regelrecht verliebte. 

Nach einer gewissen Zeit erzählte sie uns von ihrer Frage, wie sie ihre weiteren Lebensjahre jenseits der Ende 60  verbringen möchte. Tatsächlich verkaufte sie ihr Haus und zog in ihre neue Wahlheimat Lüneburger Heide, um dort ihr vermutlich letztes Lebensdrittel zu verbringen. 

Maria Wolff

Institut der Schönstattfamilien,
Mitglied der basis-Redaktion

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Beitragsfoto: © alex.pin · stock.adobe.com