Es gibt einen Unterschied zwischen ‚existieren’ und ‚leben’!
Ein Interview mit Wilfried Röhrig über sein neuestes Bühnenwerk: „GEFÄHRLICH. Franz Reinisch. Musical über einen Aufrechten“
Das Interview führte Fabian Wolf
Franz Reinisch hat als einziger katholischer Priester den Fahneneid auf Hitler verweigert. Dafür wurde er 1942 zum Tode verurteilt und durch das Fallbeil hingerichtet. Wie kamen Sie auf die Idee, aus diesem Stoff ein Musical zu machen?
Nach dem Kentenich-Musical „Auf dem Hochseil“ bekam ich eine Anfrage des Reinisch-Kenners Franz-Josef Tremer aus Würzburg. Seine Hartnäckigkeit hat den Stein ins Rollen gebracht. Er hat mich mehrfach angerufen, E-Mails geschickt und immer wieder betont, ich müsse unbedingt ein Musical über Franz Reinisch schreiben. Er hat mir einfach keine Ruhe gelassen, bis ich irgendwann gesagt habe: „O.k., ich werde mal reinschnuppern, ein paar Bücher und Artikel lesen und dir dann Bescheid geben.“ Es war für mich klar: Ich mache die Sache nur, wenn ich selbst davon überzeugt bin, dass ein solches Projekt jetzt angesagt ist. Es muss mich innerlich packen, sonst geht es nicht. Nachdem ich Feuer gefangen hatte, war klar: Das ist ein Thema, das ich auf die Bühne bringen muss. Dass es keine leichte Unterhaltung werden wird, war mir klar – aber auch ein „schwerer Stoff“ kann gute, anregende Unterhaltung sein.
Wie erzählen Sie die Geschichte?
Ich wollte den Fokus nicht allein auf die Eidesverweigerung und den daraus resultierenden Tod legen. Die Botschaft kann ja nicht sein: „Ihr müsst alle euer Leben für den Glauben opfern!“ Sondern: Wie ist es mit Themen von Aufrichtigkeit? Konsequent seinen Weg gehen?
Vor dem Hintergrund habe ich nach einer spannenden Rahmenhandlung gesucht und diese gefunden: Nach dem Krieg kamen nämlich Ostern 1946 die Gebeine Reinischs von Brandenburg nach Schönstatt. Der Pallottinerpater Josef Schwan war sozusagen in „besonderer Mission“ unterwegs. In seinem Rucksack wollte er die Urne Reinischs von Berlin über die Interzonengrenze in den Westen bringen. Bei seiner Reise traf er in Magdeburg einen Jugendlichen, der sich nach Hamburg durchschlagen wollte – im Musical ist es statt des Jugendlichen ein junges Paar. Die drei kommen auf die „gefährliche Fracht“ zu sprechen: Es war die Asche des Franz Reinisch, der den Fahneneid auf Hitler verweigert hatte und deswegen am 21. August 1942 in Brandenburg wegen Wehrkraftzersetzung hingerichtet worden war. Während der abenteuerlichen Reise im Zug und auf nächtlicher Straße enthüllt sich in Erzählungen und Rückblenden, Stück für Stück, die spannende Lebensgeschichte dieses Franz Reinisch: seine turbulente Jugendzeit in Innsbruck, die Suche nach seiner Berufung, die Priesterweihe, der Eintritt bei den Pallottinern, die Begegnung mit Schönstatt, sein Protest gegen die Naziherrschaft und das Mitläufertum, der sich zuspitzende Konflikt mit der Obrigkeit bis zu seiner Lebenshingabe. …
http://reinisch-musical.rigma.de
Termine:
14.04.18 ·19h Uraufführung in Bad Kissingen, Kurtheater
16.06.18 ·19h Aufführung in Bamberg, Kirche St. Martin
20.10.18 ·19h Aufführung in Schönstatt, Pilgerkirche
03.11.18 ·19h Aufführung in Hall (Österreich), Kurtheater
18.11.18 ·17h Aufführung Östringen, Hermann-Kimling-Halle
Foto: © Wilfried Röhrig · 2018