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Es ist nirgends besser als daheim

„Es ist nirgends besser als daheim“

Zur Psychologie der Beheimatung

von Klaus Glas

Wenn unsere jugendlichen Töchter nach einem anstrengenden Wochenende wieder zuhause einliefen, sagten sie manchmal mit einem Augenzwinkern: „Es ist nirgends besser als daheim.“ Sie zitierten Dorothy (Judy Garland) aus dem Filmmusical „Der Zauberer von Oz“ (USA, 1939). Das Mädchen Dorothy erlebt im magischen Land Oz allerhand aufregende Abenteuer. Schlussendlich will sie aber wieder nach Hause zurück in die vertraute Umgebung. So schlägt sie dreimal die Hacken ihrer roten Lackschuhe zusammen, denkt dabei ganz doll an den bekannt gewordenen Spruch: „Es ist nirgends besser als daheim“ – und findet sich just in ihrem Elternhaus wieder.

Was ist Heimat?

Heimat ist ein Begriff, der typisch ist für die deutsche Kultur und Sprache. So wie man die Vokabel Zeitgeist nicht ins Englische übersetzt, sondern so belassen hat, lässt sich Heimat nicht einfach in eine andere Sprache übertragen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Heimat ein Stück Grund und Boden, das man erben oder erwerben konnte, um es zu bewohnen und zu bewirtschaften. Später entwickelte sich daraus die amtliche Verwendung von Heimat. 2018 wurde das Bundesministerium des Innern um die Zuständigkeit für den Bereich Bauwesen erweitert und in Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat umbenannt. Im Zusammenhang mit den beiden Weltkriegen wurde Heimat in ihrer Konnotation zunehmend politisch und psychologisch aufgeladen. In den 1950er Jahren kam die Genre-Bezeichnung Heimatfilm auf. Volle Kinosäle nährten damals die Idylle einer heilen Welt.

„Der Archetyp der deutschen Heimat ist das kleine Haus am Wald, wo die gute Mutter hinterm Zaun steht und auf das Heimkommen der Kinder oder des Mannes wartet“, schreibt Beate Mitzscherlich. Die Psychologin unterscheidet drei Bedeutungen von Heimat. Etwa ein Drittel der von ihr interviewten Personen benennen so ihren Geburts- oder Herkunftsort; diese Sichtweise kommt der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs nahe. Ein weiteres Drittel versteht unter Heimat eine Lebenssituation, die mit emotionaler Sicherheit einhergeht: die eigenen vier Wände, Freunde und der Arbeitsplatz – sofern man sich dort wertgeschätzt fühlt. Schließlich gibt es eine zukunftsorientierte Sicht, die mit Heimat die Hoffnung verbindet, in einer unsicherer gewordenen Welt Erfahrungen der Geborgenheit machen zu können. 

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Klaus Glas

Klinischer Psychologe in eigener Praxis, www.hoffnungsvoll-leben.de mit psychologisch-pädagogischen Lebenshilfen.

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Beitragsfoto: © Konstantin Yuganov · stock.adobe.com

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