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Fallstricke in der digitalen Welt

Frau zieht Pullover über die Nase

Fallstricke in der digitalen Welt

von Ulrich Emge

Rund 21.000 Seiten DIN A4 – das ist in etwa die Menge an Daten, die Amazon von einem Nutzer während eines Jahres erhebt, würde man all diese Informationen ausdrucken. Sie sind überrascht? Angeblich schlagen die Algorithmen des Shoppinggiganten einer Frau bereits Produkte für ihre Schwangerschaft vor, bevor diese selbst sicher von ihrer Schwangerschaft weiß. Natürlich ist es nicht unbedingt „schlimm“, wenn ich durch mein Internetnutzungs- und Suchverhalten immer mehr persönlich auf mich zugeschnittene Angebote unterbreitet bekomme. Unheimlich kann einem aber schon werden, zumal ich als Endanwender im Internet noch nicht einmal ansatzweise überreißen kann, wozu diese Algorithmen noch alles im Stande sind. 

Es geht letztlich um meine Freiheit und Selbstbestimmtheit, die dadurch beeinträchtigt zu werden droht, dass ich zwischen einem guten Tipp und einer fiesen Manipulation nicht mehr wirklich unterscheiden kann. Dass im US-amerikanischen Wahlkampf Kampagnen bewusst auf bestimmte Wählergruppen zugeschnitten wurden, ist leider kein Science-Fiction mehr. Seit dem gezielten und unverblümten Einsatz von Fake News durch Donald Trump wurde der ganzen Welt vor Augen geführt, wie leicht Menschen sich massenhaft manipulieren lassen.

Heruntergebrochen auf mein „digitales Leben“ beobachte ich mich dabei, innerlich stetig zu verharmlosen, welche Auswirkungen mein persönliches Nutzerverhalten auf mein Leben und mein Umfeld haben. Was soll schon passieren, wenn ich Freunden einen lustigen Cartoon per WhatsApp schicke, ein cooles Foto auf Instagram oder Facebook poste oder mich auf Twitter über die Impfdebatte äußere? 

Denke nach, bevor du das digitale Rampenlicht betrittst!

Zugegeben, ein Shitstorm ist über mich bisher noch nicht hereingebrochen, vielleicht weil ich mich bisher daran gehalten habe, im Internet oder auf Social Media nichts zu veröffentlichen, was nicht auch meine Eltern oder mein Chef erfahren dürften. Ich denke, gerade auch für Schüler, die in der Nutzung der sozialen Medien mehr die Faszination der technischen und kommunikativen Möglichkeiten sehen, ist diese Selbstvergewisserung einfach hilfreich: Wo ich meinen Lehrer oder meine Eltern nicht dabei haben will, das gehört auch nicht öffentlich ins Internet!


Ulrich Emge

Mitglied der basis-Redaktion, Jahrgang 1974, Pastoralreferent im pastoralen Großraum Mellrichstadt, Fladungen-Nordheim/Rhön und Bastheim sowie Ehe-, Familien- und Lebensberater. Lebt seit 2015 im thüringischen Meiningen. Verheiratet und stolzer Vater von drei selbstbewussten Töchtern.

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