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Gebet mit „Fernstehenden“

Nichts wie raus! Beten mit den Füßen

Über das Pilgern und Wallfahren

von Josef Treutlein

Wenn ich meinen Kopf frei kriegen will, weiß ich, was ich zu tun habe: Nichts wie raus! Ich muss mich ausklinken, Abstand gewinnen, ganz konkret: weg vom Schreibtisch, raus aus der Enge des Hauses, hinaus ins Freie, loslaufen, mich bewegen, durchatmen. Ich kenne ein paar schöne Wege. Auf denen kommt das Beten dann fast von alleine.

Die kürzeste Definition von Religion sei „Unterbrechung““, hat J. B. Metz gesagt. Wie Recht er doch hat! Natürlich kann ich auch daheim beten oder in der nahegelegenen Kirche. Tu ich ja auch. Und meinen regelmäßigen Gottesdienst will ich nicht missen. Aber manchmal muss ich einfach nur raus. Und während ich „mit den Füßen bete“, wird mein Kopf frei. Nachher bin ich wieder im Gleichgewicht. Ich weiß dann, was wichtig ist und was nicht, oder wie ich eine Aufgabe am besten löse.

„Endlich richtig laufen“

So titelte der „Focus“. Alles, was Wanderer und Jogger nach der Winterpause interessiert, war da zu lesen: Tipps von Sportmedizinern, Hinweise zu Techniken und Ausrüstung, dazu Zitate des Kölner Psychiaters und Theologen Manfred Lütz, der im organisierten Langstreckenjogging eine Art „modernes Hochamt“ sieht. Ich dachte an die 60 Kilometer lange Wallfahrt nach Vierzehnheiligen, die ich seit 1983 begleite (www.maennerwallfahrt.de). „Endlich richtig laufen.“ Genau! Da hatte ich das Thema für die 400 Männer. Drei Fragen sollten sie sich stellen:

  • Für was möchte ich danken, weil Dinge in meinem Leben „endlich richtig laufen“?
  • Wem wünsche ich, für wen bete ich, dass bei ihm Dinge „endlich besser laufen“?
  • Was läuft bei mir im Moment nicht so gut, was sollte „endlich richtig laufen“?

Josef Treutlein

langjähriger Gemeindepfarrer, tätig in der Geistlichen Begleitung, Wallfahrtsseelsorger der Diözese Würzburg, Mitglied im Schönstatt-Institut Diözesanpriester.

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