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Geistliche Tagesordnung · GTO und Partikularexamen · PE

Geistliche Tagesordnung · GTO und Partikularexamen · PE 

und der Weg zum Ich

von Thomas Fluhr

Wir alle haben reiche Erfahrungen in der Erziehung. Zum einen haben wir als Kind an uns erfahren, dass und wie wir erzogen wurden. Oder aber wir haben vielleicht selbst Kinder und mussten uns so den Herausforderungen des Erziehens stellen. Die Erfahrung zeigt, dass je älter die Kinder werden, es umso schwieriger wird, Veränderungen bei ihnen zu erreichen. Bei Erwachsenen ist von außen her kaum mehr etwas möglich. Doch der Einzelne selbst ist sehr wohl in der Lage, sich zu verändern. Um das zu erreichen, muss er bereit sein, an sich zu arbeiten, sich selbst zu erziehen. Dann werden dauerhaft Veränderungen hin zum Positiven möglich.

Die schönstättische Spiritualität bietet zwei Hilfsmittel an, um dem Einzelnen zu helfen, sich selbst zu erziehen, die „geistliche Tagesordnung“ (GTO) und den besonderen Vorsatz, das Partikularexamen (PE).

Das Persönliche Ideal

Grundlage der Selbsterziehung ist das „Persönliche Ideal“ (PI), die Ursehnsucht des Menschen, das zu werden, was Gott in ihn hineingelegt hat. Ziel der Selbsterziehung ist es, in möglichst vollkommener Weise so zu werden, wie Gott mich in meiner besten Version gedacht und geschaffen hat. Auf der einen Seite drückt das PI die Sehnsucht des Menschen aus, auf der anderen fasst es zugleich auch die einmalige, als Gnadengeschenk empfangene Berufung durch Gott. (Siehe Artikel von Andreas Brüstle.)

Die Entfaltung des PI geschieht in zwei großen Lebensabschnitten. Die erste Phase erstreckt sich bis zur sogenannten Lebensmitte, so etwa um das 45. Lebensjahr. Hier geht es vor allem um die „Arbeit am ICH“. Das schließt die eigenen Lebensprojekte und Lebensziele ein. Um das Ziel zu erreichen, werden Kompromisse gemacht, wird manches in Kauf genommen. Man will anderen gefallen, will ihnen etwas beweisen. 

In der zweiten Lebenshälfte wird der Preis dafür oft als zu hoch empfunden. Das Eigene steht jetzt mehr im Mittelpunkt, die „Arbeit am SELBST“. In dieser Phase sieht der Mensch sein Leben mehr vom Ende her. Bestimmend werden Fragen wie: Wofür lohnt es sich wirklich, den Rest meines Lebens einzusetzen? Oder: Soll ich mich dafür verbiegen lassen? Oder auch die Angst: War das jetzt schon alles? …

Thomas Fluhr

seit 1998 Familienseelsorger, nach internen Aufgaben in der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres jetzt wieder in der Familienseelsorge und der Akademie für Ehe und Familie tätig.

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Foto: © Birgit Thalheimer