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Gesellschaft und Politik heute mitgestalten

Gesellschaft und Politik heute mitgestalten 

Die katholische Soziallehre als Leitfaden

von Bernhard Brantzen 

 „Die mit der Geschwisterlichkeit und der sozialen Freundschaft einhergehenden Fragestellungen waren mir immer ein Anliegen.“ So leitet Papst Franziskus seine 2020 erschiene Enzyklika Fratelli tutti – über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft ein. Mit dieser Überschrift und seinen Überlegungen unterstreicht er, dass es ihm nicht alleine um die Geschwisterlichkeit innerhalb der Katholischen Kirche, zwischen den christlichen Kirchen oder den Religionen geht, sondern um die Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft mit allen Menschen weltweit – mit jeder und jedem Einzelnen. Sie ist damit zugleich auch eine aktuelle zukunftsorientierte Botschaft an alle Verantwortlichen in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur. Eine Botschaft in alle Verantwortungsbereiche des Lebens hinein auf dem Hintergrund der nach Überzeugung des Christentums von Gott gegebenen Einzigartigkeit und Würde eines jeden Menschen. Papst Franziskus nennt dies das Feld umfassender Nächstliebe, politischer Nächstenliebe. (Fratelli tutti 183)

Diese Enzyklika nimmt die Inhalte der in diesem Jahr nun 130-jährigen Geschichte der Sozial-Enzykliken auf, die wir zusammenfassend Katholische Soziallehre nennen, und entwickelt sie fort in unsere heutige Zeit mit ihren globalen politischen und gesellschaftlichen Unterschiedlichkeiten. Die inhaltlichen Grundprinzipien der Katholischen Soziallehre behalten dabei ihre Geltung und sind in der Überzeugung der Kirche bleibende und unumstößliche Eckpfeiler menschlichen, gesellschaftlichen und globalen Zusammenlebens in gegenseitiger Verantwortung – innerhalb der Familie, in der Nachbarschaft, in der christlichen Gemeinschaft und Gemeinde, in der Kommune, auf dem Gebiet eines Staates und zwischen Ländern. Dies umso mehr, da im globalen Wettbewerb – bis hin zur gerechten Verteilung von für alle Menschen lebenswichtigen Impfstoffen – das Füllen der eigenen Taschen wieder salonfähig zu werden scheint.

Die derzeitige weltweite Krise unter anderem durch die Pandemie, aber auch in den Diskussionen vieler Länder um die Ausgrenzung von Menschen, Hunger und Not, Gewalt und Unterdrückung, Freiheit und deren Begrenzung, lassen den Wert der Prinzipien der Katholischen Soziallehre wieder in den Vordergrund treten und sind für die Weiterentwicklung des Zusammenlebens der Menschen im jeweiligen Mikrokosmos bis in den Makrokosmos von zentraler Bedeutung. Sie sind tragende Säulen des Grundgesetzes Deutschlands und staatlichen Handelns. In Gesprächen mit jungen Politikern und Politikerinnen erfahre ich immer wieder, dass vielen dieser Zusammenhang nicht mehr bewusst ist. Dennoch wird ihre Bedeutung auch zukünftig bleiben.

 

Bernhard Brantzen

Sozialarbeiter und kath. Diakon, Schönstätter Diakonen-Gemeinschaft, tätig in unterschiedlichen Bereichen der Caritas, Seelsorge und des Sozialen.

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