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Glaube ist ein Geschenk

Mann läuft durch die Wüste

Glaube ist ein Geschenk

Einfach Kirche sein – mit einem grenzenlosen Vertrauen

von Ulrich Boom

Die Lebenszeit des Seligen Charles de Foucauld (1864-1916) war eine Zeit gewaltiger Umbrüche in Welt und Kirche. Nach der Neuordnung Europas Anfang des 19. Jahrhunderts kommt es ab Mitte des Jahrhunderts zu sozialen Unruhen, Kulturkämpfen und Kriegen. All das führt zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum ersten Weltkrieg. Was in der Welt geschieht, bleibt in der Kirche nicht ohne Resonanz. Beim ersten Vatikanischen Konzil wird nach Zukunftsorientierung gesucht. Es endet schnell durch den Beginn des Deutsch-Französischen Krieges 1870 mit der Erklärung der Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubens- und Sittenlehren. Wenn keiner mehr weiß, wo es hin- und wie es weitergeht, soll wenigstens einer doch sagen können, was für den weiteren Weg wichtig ist. Im gleichen Jahr fällt der Kirchenstaat, der Papst zieht sich in den Vatikan zurück. Das Gemetzel des ersten Weltkrieges kann selbst der Papst nicht beenden. Benedikt XV. scheitert mit seinen Friedensappellen. Einerseits war die Jahrhundertwende eine Zeit der Lebensfülle, aber auch eine Zeit der Sinnleere. Es war eine Zeit des Allesmöglichen, aber eine Zeit des Suchens und Fragens. Als 20-Jähriger hat Foucauld innerlich und äußerlich seinen Glauben verloren. Er stellt im Dunkel der Kirche Saint Augustin in Paris immer wieder die Bitte: 

„Mein Gott, wenn du existierst, bewirke, dass ich dich erkenne“. 

Der Pfarrer Abbé Huvelin führt ihn in die Spur Jesu von Nazareth.

Mich fasziniert diese Gestalt im Blick auf mein eigenes Leben, aber auch im Blick auf seine Zeitgenossenschaft für uns 100 Jahre später. Als Student habe ich die von Foucauld gegründete Gemeinschaft der kleinen Brüder und Schwestern kennengelernt. Ich bin einigen Priestern der Priestergemeinschaft „Jesus Caritas“ begegnet und gehöre zu ihr seit den 1980er Jahren. Ich weiß, dass ich in vielem, ja im meisten diesem Vorbild nicht genüge. Es ist mehr ein Stachel im Fleisch und ein Trost für mein Leben mit all den Halbheiten und dem Bemühen. Was der selige Charles de Foucauld auf seinem Lebensweg lernen musste, lehrt er mich: Glaube ist nicht machbar und leistbar. Glaube ist ein Geschenk, wie eine Blume in der Wüste, wie ein Bruder, der mitträgt auf den Wegen des Lebens. Glauben, sprich Vertrauen, wächst da, wo ein weites und offenes Herz ist für Gott und seine Menschen. Vier Impulse aus dem Leben des Seligen sind mir wichtig. Da ist zum einen die Wüste, zum anderen die Heilige Schrift und die Eucharistie und all das, was wir im Blick auf die Menschwerdung Gottes mit Nazareth verbinden. Diese Impulse können neben dem persönlichen Leben auch für das Leben in Gemeinschaft, in den Gemeinden und in der Kirche Orientierung sein. …

Ulrich Boom

(73) ist Dompropst und Weihbischof in Würzburg und Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Bischöflichen Ordinariat. Seit den 1980er Jahren gehört er zur Priestergemeinschaft „Jesus Caritas“.

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Foto: © Adam Gregor · stock.adobe.com

 

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