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Gute Vorsätze?

 

Gute Vorsätze?

von Notker Wolf

Silvester, Neujahr – es sind Wendepunkte des Jahres, an denen viele auf das vergangene Jahr zurückblicken und sich für das nächste Jahr Neues vornehmen: mehr Sport treiben, weniger essen, gesünder essen, überhaupt mehr für die Gesundheit tun, mehr Musik üben, sich mehr Zeit nehmen für die Familie, Freunde, Emails nur zu bestimmten Zeiten ansehen, das iPhone beim Essen in der Jackentasche lassen.

Wir Menschen haben unsere Schwächen und wollen besser werden, wir wollen loskommen von unseren schlechten Gewohnheiten. Wir wollen besser vor den andern dastehen und vor uns selbst. Das schlechte Gewissen und das Schamgefühl treiben uns.

Wir brauchen ein konkretes Ziel

Wenn wir aber zurückblicken, haben wir den Eindruck, dass sich nichts oder kaum etwas gebessert hat. Wir sind dieselben geblieben. Macht es Sinn, sich immer wieder Neues vorzunehmen? Sollen wir aufgeben und verzweifeln? Vielleicht ist es gut sich zu fragen, woran es liegt. Denn wir nehmen uns im Alltag so manches vor, was sehr wohl gelingt: eine bestimmte Arbeit zu erledigen, Post zu beantworten, die Unterrichtsstunde, eine Sitzung vorzubereiten, in der Frühe zu joggen. Wir können eine To-do-Liste abarbeiten. Auch wenn wir am Abend nicht alles erledigt haben, so ist doch einiges geschehen, über das wir uns freuen und als Erfolg buchen dürfen.

An diesen kleinen, konkreten Dingen können wir sehen, worauf es bei guten Vorsätzen ankommt. Wir brauchen ein konkretes Ziel. Das Gewicht zu reduzieren, ist kein konkreter Vorsatz, ebenso wenig gesünder zu leben, mehr Sport zu betreiben, nicht mehr zu rauchen und weniger Alkohol zu trinken oder freundlicher den andern bei der Arbeit zu begegnen, mehr Zeit für die Familie zu haben. …

Notker Wolf OSB

Missionsbenediktiner, Dr. theol., 1977 Erzabt der Erzabtei St. Ottilien; 2000 Abtprimas des Benediktinerordens und damit Sprecher des ältesten Ordens.

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