Heilig werden – darunter lohnt es sich nicht
von Elmar Busse
Der Bochumer Kabarettist Frank Goosen schreibt in seinem Buch „Radio Heimat“: „Wir im Ruhrgebiet laden Auswärtige gern ein, zu uns zu kommen, um ihren Begriff von Schönheit zu erweitern. Eine mittelalterliche Garnisonsstadt mit Stadtmauer, Fachwerkhäusern und Fürstenresidenzen schön finden, das kann jeder. Aber auf dem Gasometer in Oberhausen stehen, sich umgucken und sagen: Wat ne geile Gegend!, das muss man wollen. Dafür muss man von hier sein.“
Einen ähnlichen Vorgang beschreibt der Prager Studentenpfarrer Tomas Halik in „Geduld mit Gott“: Einst hat mir mein Vater von einem jüdischen Kollegen erzählt, den auf einer Party jemand – wohl schon ziemlich betrunken – fragte: „Herr Silberstein, wie kam es, dass Sie, ein so charmanter Mensch, eine so hässliche Frau geheiratet haben?“ Der alte Herr ließ seinen Charme durch die Unverschämtheit nicht ins Wanken bringen und erwiderte: „Junger Mann, wenn Sie meine Augen hätten, wäre sie auch für Sie die schönste Frau der Welt.“
Einmal die Landschaft, einmal eine Frau: Schönheit ist wirklich sehr subjektiv. Wenn man die Bilder von Peter Paul Rubens anschaut, dann stellen seine üppig-barocken Frauen ein anderes Schönheitsideal dar als die Siegerinnen von „Germanys next topmodel“. …
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