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Hoffnung – so kostbar wie seltene Erden

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Hoffnung – so kostbar wie seltene Erden 

von Elmar Busse

In der Ankündigung des Heiligen Jahres 2025 umschreibt Papst Franziskus uns Christen als „Pilger der Hoffnung“. Im Gebet zum Heiligen Jahr heißt es: „Möge die Gnade des Jubiläums in uns Pilgern der Hoffnung die Sehnsucht nach den himmlischen Gütern erwecken und über die ganze Welt die Freude und den Frieden unseres Erlösers gießen.“ Die Ankündigung des hl. Jahres beginnt mit „Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen (vgl. Röm 5,5). Angesichts der vielen Konfliktherde, besonders des immer noch andauernden Ukrainekrieges und des gescheiterten Klimagipfels in Baku, fällt es schwer, für die Menschheit Hoffnung aufzubringen. Wenn zu der „Großwetterlage“ dann noch biographische Brüche dazu kommen, verbunden mit Enttäuschungen an sich selbst und an anderen, dann wird Pessimismus mit Realismus gleichgesetzt. Aber lässt sich so leben? Sind wir nicht gerade jetzt herausgefordert, eine widerstandsfähige Hoffnung in uns nicht nur aufkeimen zu lassen, sondern kräftig wachsen zu lassen, ohne dass wir angesichts der Probleme den Kopf in den Sand stecken. Überrascht hat mich folgende Interview-Passage:

Die Schauspielerin und Chanson-Sängerin Hildegard Knef sagte einmal:  „Ich will euch sagen, warum ich ein Christ bin – weil die Welt unglaublich geschwätzig ist, laut und vorlaut, solange alles gut geht. Nur wenn jemand stirbt, dann wird sie verlegen, dann weiß sie nichts mehr zu sagen. Genau an dem Punkt, wo die Welt schweigt, richtet die Kirche eine Botschaft aus. Ich liebe die Kirche um dieser Botschaft willen. Ich liebe sie, weil sie im Gelächter einer arroganten Welt sagt, dass der Mensch ein Ziel hat, weil sie dort den Mund aufmacht, wo alle anderen nur die Achseln zucken.“ Hildegard Knef (1926-2002) – ein interessantes Zeugnis von einer Frau, die dreimal verheiratet war, und durch ihre Rolle im Film „Die Sünderin“ von Willi Forst 1950 einen der größten Skandale im deutschen Nachkriegskino und heftige Proteste der katholischen Kirche auslöste.

Eine von Jesus eröffnete Zukunft

Da hat jemand das unterscheidend Christliche benennen können. Der Sinn des Lebens ist nicht, grenzenlos Spaß haben oder möglichst viel Geld zu verdienen. Wir Menschen leben auf ein Ziel hin und werden letztlich danach beurteilt, ob und wie weit wir zum Segen für andere geworden sind. Angesichts des Todes verstummen viele, die sonst den Mund weit aufreißen. Die Kirche darf auch in dieser Situation noch den Mund aufmachen, weil sie eine Botschaft hat, die da lautet: Mit dem Tod ist nicht alles aus. Dieser von der jüdischen Oberschicht verratene und von den Römern zu Tode gequälte Jesus bleibt kein tragisches Justizopfer, sondern wurde von den Toten auferweckt und hat somit uns allen eine interessante Zukunft eröffnet – weit über die Grenzen des irdischen Lebens hinaus.

Auch der SZ-Journalist Tobias Haberl setzt sich in seinem neuen Buch „Unter Heiden. Warum ich trotzdem Christ bleibe.“ [btb-Vlg. München 2024] mit dieser ‚großen Angst‘ vor dem endgültigen Erlöschen auseinander und beschreibt den Mehrwert des christlichen Glaubens an ein ewiges Leben. Die Sehnsucht nach Ewigkeit entspricht dieser geglaubten Wirklichkeit. 

Wie ist das aber mit den vielen ‚kleine Ängsten‘, die sich durchaus zu regelrechten psychischen Störungen auswachsen können und dann eine große Last darstellen? Und wie ist das mit den Ängsten, die in Diktaturen bewusst vom Diktator und den willigen Helfershelfern geschürt werden?

Da hilft ein Blick auf Pater Josef Kentenich, der selber an Höhenangst litt, aber nach dem Zweiten Weltkrieg – weil er einen päpstlichen Diplomatenpass hatte – Weltreisen unternehmen wollte, und die konnte er ja nur mit dem Flugzeug absolvieren. Also ist er in der Schweiz immer wieder auf hohe Brücken gegangen und hat sich an die Angst gewöhnt. Was er im Konzentrationslager Dachau seinen Mithäftlingen geraten hatte – dass man auf Gespenster zugehen muss, denn dann werden sie kleiner –, wandte er nun auf sich selber an. Wer vor Gespenstern wegläuft, braucht sich nicht zu wundern, dass sie in seinem Rücken größer werden und die Verfolgung nie aufgeben. Hilfreich war auch die Brücke, die er zwischen der traditionellen Kreuzesliebe und der Angstüberwindung gebaut hatte. 

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Elmar Busse

Schönstatt-Pater / seit 2015 Hausgeistlicher bei den Armen Dienstmägden Jesu Christi (ADJC) in Dernbach, von 1992 bis 2015 Ehe- und Familienseelsorger.

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