0261.604090

Im Zeichen der Hoffnung

Logo zum Heiligen Jahr 2025

Im Zeichen der Hoffnung 

Das Heilige Jahr 2025

von Martin Emge

Instinktsicher greift Papst Franziskus ein Thema für das Heilige Jahr, das die Menschen bewegt. Wenn es eine tiefsitzende Sehnsucht in den Herzen der Menschheit gibt, dann ist es die Hoffnung. Je mehr die Welt aus den Fugen gerät und sich überall Ängste breitmachen, desto größer wird die Sehnsucht nach einer begründeten Hoffnung und hoffnungsvollen Lebensperspektiven. „Pilger der Hoffnung“ dürfen wir sein. So ruft der Papst seiner Kirche zu und allen, die mit ihr sympathisieren. 

Dahinter steckt kein billiger Euphemismus, sondern der biblische Grund, auf dem unser christlicher Glaube aufbaut. Jesus Christus selbst ist für die Menschen zur Hoffnung geworden. Sein Tod am Kreuz hat die Schuld der Welt gesühnt und uns das Tor ins ewige Leben aufgestoßen. Das Kreuz wird so für uns zum Rettungsanker. Das wird im offiziellen Logo des Heiligen Jahres sichtbar. Zu sehen ist eine bunte Pilgergemeinschaft auf dem Weg, bei der sich die ganz vorne laufende Person am Kreuz festhält wie an einem Pilgerstab. Nach unten verlängert sich dieses Kreuz in ein Ankersymbol. Ein starkes Bild! Auf den Wellen einer aufgewühlten Zeit finden Menschen Halt und Orientierung bei Jesus Christus, der dem pilgernden Volk Gottes voranzieht. Der Papst verzichtet in seinem Logo auf ein Kirchengebäude und jegliche Statik. Während angesichts schrumpfender Zahlen kirchliche Gebäude zu Baulasten werden, sieht der Papst die Dynamik einer pilgernden Kirche als Hoffnungszeichen und Zukunftsmodell.

Unverdiente Gnadengeschenke

Die Hoffnung selbst gehört zu den drei so genannten göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe (vgl. 1 Kor 13,13). Göttlich, weil sie von Gott in jeden Menschen hineingelegt worden sind. Wenn Menschen in scheinbar ausweglosen Situationen dennoch an das Gute im Menschen glauben, wenn Menschen, die wenig Liebe erfahren haben, trotzdem zu Liebenden werden und wenn scheinbar hoffnungslose Fälle nicht aufgeben und trotzdem etwas wagen, dann stecken diese göttlichen Tugenden dahinter. Diese Tugenden sind zuerst unverdiente Gnadengeschenke. Sie sind Starthilfen für ein gelingendes Christsein. Wir tragen sie mehr oder weniger bewusst und ausgeprägt in uns. Indem nun der Papst die Tugend der Hoffnung in den Mittelpunkt stellt, lädt er ein, diese positive Kraft in uns selbst und inmitten unserer Lebenswelten neu zu entdecken. Das erfordert Geduld, „eine Tochter der Hoffnung“, wie es der Papst in seiner Verkündigungsbulle zum Heiligen Jahr schreibt. „Die Hoffnung wird aus der Liebe geboren und gründet sich auf die Liebe, die aus dem am Kreuz durchbohrten Herzen Jesu fließt. Es ist der Heilige Geist, der mit seiner beständigen Gegenwart in der pilgernden Kirche das Licht der Hoffnung in den Gläubigen verbreitet. Er lässt es brennen wie eine Fackel, die nie erlischt, um unserem Leben Halt und Kraft zu geben.“ Diese Fackel der Hoffnung hilft uns, in uns selbst, in den Zeichen der Zeit und in den vielfältigen Krisen zarte Pflänzchen der Hoffnung zu entdecken. So sind wir in diesem Jubiläumsjahr eingeladen, auf Entdeckungsreise zu gehen, wo Zeichen der Hoffnung Mut und machen meinem Leben neue Hoffnung geben.

Die Hoffnung neu entdecken

Ganz praktisch hat sich ein Team im Bamberger Seelsorgeamt für vier einfache Wege entschieden, wie die Hoffnung neu entdeckt werden könnte.

Der erste Impuls lädt zum Nachdenken ein: 

Was meinem Leben Hoffnung gibt…: Wer mit diesem Impuls eine Pfarrgemeinderatssitzung eröffnet und zu einer Zeugnisrunde einlädt, wird spüren, wie schnell sich das Klima verändert, wenn die göttliche Tugend der Hoffnung in eigenen Erfahrungen konkret wird. Da kommen Antworten wie: „Nach meiner Hüftoperation kann ich wieder schmerzfrei gehen.“  „Dass eine Enkelin endlich einen Ausbildungsplatz gefunden hat“  „Wir haben eine neue Gemeindereferentin bekommen, die schöne Gottesdienste für unsere Kinder gestaltet.“

Der zweite Zugang sind Glaubens- und Pilgerwege der Hoffnung. Bereits das gemeinsame Aufbrechen, das Pilgern durch die Natur, das Beten und Singen lässt die Seele zum Schwingen kommen und neue Lebenshoffnung atmen. Ausgearbeitete Kartensets und geführte Wanderungen auf dem Fränkischen Marienweg geben dazu Impulse.

Der dritte Impuls fragt nach Hoffnungszeichen, die in konkreten Hoffnungsprojekten und Initiativen sichtbar werden. Der Mutter- Elternsegen, ein Morgenlob an einem See in der Heimat, Patenschaftsaktionen wie zum Beispiel „Schulgeld für Kinder in Afrika“, Kuchenbäckerinnen, die Kuchen backen für einen guten Zweck usw. Wer einmal bewusst zu suchen beginnt, wo es in seiner und ihrer Umgebung Mut machende und hoffnungsvolle Initiativen gibt, wird aus dem Staunen nicht herauskommen, wie vielfältig und kreativ der Heilige Geist in uns Menschen wirkt und durch uns bei anderen Hoffnung weckt. 

Ein vierter Impuls lädt ein, Hoffnungsorte in unserer Umgebung wahrzunehmen und auch nach außen sichtbar zu machen. Es gibt solche Hoffnungsorte, die für die Menschen wie Ankerplätze für Leib und Seele sind. Oasen zum Verweilen. Heilsame Orte, an denen mir jemand zuhört und mich aussprechen lässt. Orte, die wegen ihrer konkreten Hilfsangebote für Menschen existentiell notwendig und aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken sind. Orte, an denen es pflegende und helfende Hände gibt. Orte, an denen ich Gott erfahren und die Kraft des Gebetes spüren kann. Das können Wallfahrtsorte oder Kirchen sein. Ein mobiles Café, das an Allerheiligen mitten auf dem Friedhof steht. Ein ökumenischer Sozialladen oder eine Beratungsstelle. Der Gebetsraum in einem Gefängnis oder eine Kirchenbank, die als Gesprächsbank durch die Stadt wandert. Wer so einen Hoffnungsort benennen kann, erhält auf Wunsch ein Schild mit dem Logo des Jubiläumsjahres und dem Aufdruck: „Ort der Hoffnung“.

Papst Franziskus ist überzeugt, dass Hoffnungssuchende bald entdecken werden, dass „alle hoffen. Im Herzen eines jeden Menschen lebt die Hoffnung als Wunsch und Erwartung des Guten, auch wenn er nicht weiß, was das Morgen bringen wird.“ 

Nähere Informationen und Materialien unter:
www.heiliges-jahr.erzbistum-bamberg.de

(Einzelausgabe kaufen für 3,80 € oder abonnieren)

 

Martin Emge

Domkapitular und Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbistum Bamberg; Mitglied im Schönstatt-Institut Diözesanpriester

Download basis → Shop


Beitragsfoto: © Heiliges Jahr 2025