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Internationale Friedensarbeit von Sant’Egidio

Patris-Verlag | basis · 05 2022 | Thema: Krieg in Europa

Internationale Friedensarbeit von Sant’Egidio

von Matthias Leineweber

Es mag verwundern, dass eine geistliche Gemeinschaft seit Ende der 1980er Jahre als internationales Subjekt und Akteur der Friedensvermittlung bekannt geworden ist.  Vor allem, seit 1992 auf Vermittlung von Sant’Egidio in Rom das allgemeine Friedensabkommen für Mosambik unterzeichnet wurde, das einen 17-jährigen grausamen Bürgerkrieg mit einer Millionen Todesopfern und zirka drei Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen beendet und diesem großen südafrikanischen Land einen dauerhaften Frieden und Weg zur Demokratisierung ermöglicht hat. Wie kam diese 1968 vom damaligen Schüler Andrea Riccardi in der Zeit des gesellschaftlichen und kirchlichen Aufbruchs der Studentenbewegung und der Nachkonzilszeit in Rom gegründete Bewegung zu diesem Engagement? 

Bibel und Zeitung

Sant’Egidio kennzeichnet die enge Verbundenheit von Spiritualität und sozialem Einsatz für die Armen, wie es der evangelische Theologe Karl Barth einmal in dem Bild zum Ausdruck brachte, dass der Christ in der einen Hand die Bibel und in der anderen die Zeitung trägt. Aus der Schriftlesung und dem Gebet erwuchsen im Verlauf  von über 50 Jahren ein umfassendes Engagement in den existentiellen und geographischen Peripherien der großen und kleineren Städte der Welt und in ganzen Armutsregionen. Aus dem täglichen Einsatz für Obdachlose, einsame alte Menschen, Familien in sozialen Brennpunkten, Gefangene, Kranke, Flüchtlinge und anderen erwuchs eine umfassende Sensibilität für das menschliche Leid und auch die Ursachen dafür. Sehr schnell verstand Sant’Egidio, dass der Krieg der „Vater aller Armut“ ist, wie Andrea Riccardi sagt. 

Matthias Leineweber

Dr. theol., Pfarrer, Geistlicher Religionslehrer und Sprecher der Gemeinschaft Sant’Egidio in Deutschland.

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