Jesus kommt dorthin, wo man ihn braucht
von Stephanie und Christian Waniek
Seit der Flutkatastrophe am 14. Juli 2021 feiern wir Weihnachten als Familie anders. Wir wohnen in einer Ortschaft in der Nähe von Euskirchen. Uns wurde die überlaufende Steinbachtalsperre und der drohende Dammbruch derselbigen zum Verhängnis. Wir, das sind Mama, Papa und fünf Kinder im Alter zwischen einem und elf Jahren. Auch wenn augenscheinlich nur wenig Wasser in unser Haus eingedrungen war, stand es bis zur Bodenplatte. Das Holzständerwerk des Hauses schimmelte nach kurzer Zeit und begann zu faulen. Somit mussten wir uns für unbestimmte Zeit auf ein unbewohnbares Haus einstellen und dieses sanieren.
Schnell stellten wir die Frage, wo können wir wohnen und alles mit den Kindern organisieren. Wir entschieden uns aus verschiedenen Gründen dafür, einen Wohnwagen vor die Haustüre zu stellen und unsere Garage als Küche und Esszimmer herzurichten. Der Pfarrer, der den Wohnwagen einsegnete, tat dies mit den Worten „Jesus kommt dorthin, wo man ihn braucht“.
Zu siebt auf engstem Raum
In dieser Zeit lief alles anders, als gewohnt. Wir rückten zu siebt auf engsten Raum zusammen. Wir erhielten viel Hilfe und Unterstützung von vielen lieben Menschen in jedweder Form. Neben der Arbeitskraft, einem offenen Ohr, anfänglicher Versorgung mit Lebensmitteln und Trinkwasser und Dinge des täglichen Bedarfs wurden wir durch das persönliche Gebet für uns in den Gemeinschaften getragen. Getrieben durch die immensen Herausforderungen realisierten wir auch viele gute Erfahrungen erst später. Und Gott sei Dank war das Gebäude versichert.
Mein Mann und ich haben uns oft gefragt, wie wir das schaffen sollen. Wir hatten viele Ängste und Sorgen. Besonders wichtig war uns, dass es unseren Kindern gut geht und dass sie diese Zeit als so normal wie möglich erlebten. Wir definierten für uns das Wort „Zuhause“ neu. Wir sind unser Zuhause. Wir haben in dieser Wohnsituation versucht alle Rituale und Feste so zu feiern und zu gestalten, wie wir das in unserem Haus auch gemacht haben. Auch unser Hausheiligtum zog mit in den Wohnwagen.
Zermürbt wurden wir, da ständig neue Steine, gefühlt dicke Steine in unseren Weg gelegt wurden. Ein Treppensturz unsere Jüngsten mit Krankenhausaufenthalt, ein Lkw, der in unseren parkenden Bulli fuhr.
Seitens der Versicherung wurde abgewogen, ob sich eine Sanierung unseres Hauses wirtschaftlich rentiert oder ob es günstiger wird, das Haus abzureißen und neu zu bauen. Das war ein Wechselbad der Gefühle und tiefster Verunsicherung.
Beinahe wurde durch die Elektrik bei der Trocknung unseres Hauses ein Brand entfacht. Im Wohnwagen bekamen wir Besuch vom Norovirus, und mein Mann musste stationär ins Krankenhaus. Und das unter den damaligen Coronabedingungen mit Maske, Testen, Impfung. Besonders das Homeschooling mit den drei Ältesten war eine besondere Herausforderung auf Grund der Enge der Wohnsituation. Wir hatten große Sorgen.
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Beitragsfoto: © Familie Waniek