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Kinder sind keine kleinen Erwachsenen

„Kinder sind keine kleinen Erwachsenen“

Die Malteser Hospizarbeit für Kinder und Jugendliche

Christina Gold (Malteser) interviewt Georg Bischof

basis: Seit wann und warum gibt es bei den Maltesern in Unterfranken Kinderhospizarbeit?

Georg Bischof: Anfang 2003 erhielt eine unserer Hospizbegleiterinnen erstmals eine Anfrage für die Begleitung und Unterstützung von Familien mit betroffenen Kindern. Dabei hat sie dann gemerkt, dass sie manchmal rat- und hilflos vor der Situation stand. Diese Ehrenamtliche hat sich dann sehr dafür eingesetzt, dass es bei uns Fortbildungsangebote für die Begleitung von Kindern und Jugendlichen gab. In diesem Jahr haben wir dann erstmals Fortbildungen zum Thema Hospizarbeit bei Kindern und Jugendlichen angeboten. Daraus ist letztlich unsere Kinder- und Jugendhospizarbeit entstanden. 

basis: Warum braucht man für die Begleitung von Kindern und Jugendlichen noch einen extra Aufbaukurs?

Bischof:  Dafür gibt es viele gute Gründe: Kinder und Jugendliche sind grundsätzlich keine kleinen Erwachsenen. Von daher macht es Sinn, sich als Hospizbegleiterin oder -begleiter mit dem Erleben der Gefühlswelt von Kindern auseinanderzusetzen. Die Krankheiten, die betroffene Kinder bzw. Jugendliche haben, sind außerdem oft ganz andere als im Erwachsenenalter. Es kommt also vor, dass Kinder und Jugendliche – im Gegensatz zu sterbenden Erwachsenen – über viele Jahre begleitet werden, wenn sie zum Beispiel von einer lebenszeitverkürzenden Stoffwechselerkrankung betroffen sind oder einer Krebserkrankung. Dabei haben wir das gesamte Familiensystem im Blick und begleiten auch immer irgendwie die betroffenen Eltern oder Geschwister. Darüber hinaus werden wir vom Leid von Kindern/Jugendlichen oft „mehr“ berührt und daher ist in dem Aufbaumodul die intensive persönliche Auseinandersetzung der Ehrenamtlichen mit diesem Thema sehr wichtig.

basis: Was sollten Ehrenamtliche mitbringen, wenn sie sich in dem Bereich engagieren möchten – ist eine besondere Belastbarkeit erforderlich?

Bischof: Ehrenamtliche Kinder-/Jugendhospizbegleiter benötigen grundsätzlich nichts anderes als Hospizbegleiter für Erwachsene. Es geht in beiden Bereichen vor allem ums Aushalten von Situationen, dem Respektieren und Tolerieren der jeweiligen Lebensumstände. Und das ist meiner Meinung nach tatsächlich noch ausgeprägter als im Erwachsenenbereich.

Georg Bischof

52, Kinderkrankenpfleger und Pflegemanager, seit 2006 bei den Maltesern in Unterfranken Diözesanreferent für Hospizarbeit und Kinderhospizarbeit.

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Beitragsfoto: © Christina Gold