Ein No-go-Thema mausert sich
Warum die Hauskirche plötzlich eine neue Bedeutung hat
von Maria Wolff
Seit Corona zeigen neue Umfragen zu Ehe und Familie: Der Zuspruch in der Bevölkerung ist angestiegen. Jetzt als Single seinen Weg zu gehen zeigt, welche Sozialbedeutung tatsächlich die Familie hat. Zum Thema Familie und Kinder bestätigt eine neue Studie der Universität Augsburg: „Die Aneignung moralischen Wissens sowie des Willens und der Fähigkeit, es auch umzusetzen, erfolgt zunächt in der Familie.“
Auch in der Pastoral wird deutlich: Die Familie stellt oftmals die Weichen für kirchliches Leben. Echte religiöse, kirchliche Sozialisation kann vor allem dann gelingen, wenn sie selbstverständlich in die gesamten Sozialisationsvorgänge Heranwachsender integriert ist. Wenn etwas emotional eingebettet in der Familie erlebt wird, wirkt das fort – negativ oder eben positiv. Wo Glaubensvollzüge grundgelegt werden, kann ein Mensch später darauf zurückgreifen. Dabei kann auch die Großfamilie mit Oma, Opa, Onkel und Tante von prägender Bedeutung sein.
Es geht aber nicht nur um das Gebet in der Familie, sondern um die ganze Lebensdeutung und Orientierung vom Evangelium her, darum, sein ganzes Leben im Bund mit Gott zu verstehen und zu gestalten.
Das ist altes Erfahrungswissen und doch durfte man in den früheren Jahren in vielen kirchlichen Gremien das Wort „Hauskirche“ nicht laut aussprechen, ohne damit gleich in die Ecke des Überhöhten, Realitätsfernen gerückt zu werden. Wenn Ehepaare aus geistlichen Gemeinschaften ihre „Hauskirchen-Erfahrungen“ bei kirchlichen Entwicklungsprozessen einbrachten, erlebten sie oft Unverständnis, bis hin zu aggressiver Ablehnung – gerade auch bei so manchem hauptamtlich pastoral Tätigen.
Und dann kam Corona – und nichts lief mehr in den Gemeinden – oder aber es brach neues Leben auf, das sich in den Familien entfalten konnte. Vorlagen für Hausgebete wurden aufgegriffen – die Kreativität und auch das Echo sind beeindruckend. Nicht jeder will das als positiven Vorgang gelten lassen, aber bei allem zu beobachtenden beschleunigten Wegbruch kirchlichen Lebens gibt es eben auch diese neue Dynamik des zu Hause Kirche Seins. Auf was macht uns Gott hier aufmerksam? …
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