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Meister, Gurus, Überväter

Meister, Gurus, Überväter

von Klaus Glas

Meister gibt es viele: in der Wirklichkeit und in der Fantasy-Literatur. Es gibt Gute und Böse. Auf der einen Seite stehen Mahathma Gandhi sowie der Jedi-Meister Yoda. Die dunkle Seite der Macht verkörpern Josef Stalin sowie Darth Sidious („der Imperator“). Nicht immer ist die Grenzlinie trennscharf. Bei Lichtgestalten werden problematische Persönlichkeitsanteile gerne übersehen. Beispiel: Steve Jobs. Wenn ein neues IPhone auf den Markt kommt, übernachten unzählige Fans auf der ganzen Welt im Freien und stürmen anderntags die Stores, um Minuten später entzückt das eben erworbene Smartphone in die TV-Kameras zu halten. Keiner der Apple-Jünger wird ein böses Wort verlieren über jenen Mann, der den Kult-Konzern gründete. Dabei war Jobs als Jobgeber ein Tyrann erster Güte, der wegen seiner Tobsuchtsanfälle gefürchtet war. Als Robert Sutton, Management-Professor an der Universtiät Stanford, für sein Buch „Der Arschloch-Faktor“ recherchierte, ließen frühere Mitarbeiter bereitwillig Dampf ab über den ehrverletzenden Übervater.

Gibt es eine Führer-Persönlichkeit?

Was hat ein charismatischer Leader an sich, was Otto Normalbürger abgeht? Hinsichtlich bestimmter Perönlichkeitsmerkmale müsste es ein Mehr oder Weniger geben. Der Annahme liegt schon eine Theorie zugrunde: Man geht stillschweigend davon aus, dass ein bloß quantitativer Unterschied besteht zwischen dem Übervater und seinen Kindern. Tatsächlich ist dieser dimensionale Ansatz vor allem unter Psychologen verbreitet. Andere Experten würden auf qualitative Unterschiede zwischen dem Führer und seiner Gefolgschaft verweisen und damit einen kategorialen Ansatz verfolgen. Ganz gleich, welcher Sichtweise man anhängt, es bleibt die Frage: Ab wann ist ein Verhalten als auffällig oder gestört einzustufen?

Seit Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten ist, beschäftigt sich das politische Feuilleton mit der Frage, ob dieser ein gefährlicher Egomane oder persönlichkeitsgestörter Narzisst sei. In den Führungsetagen der Wirtschaft, in den Regierungen der Welt und auf einigen Bischofssitzen werden solche Sonderlinge vermutet. Ob man autokratisch regierende Politiker, Wirtschaftsbosse oder Kirchenmänner als persönlichkeitsgestört bezeichnen darf, ist fragwürdig. Denn nach der „Goldwater-Regel“ der American Psychiatric Association darf man keinem Menschen per Ferndiagnose eine psychische Störung verpassen. Und wer von den medial auftretenden Seelenklempnern hat je ein klinisches Interview mit Donald Trump oder Tebartz-van Elst geführt?

Psychologen haben Merkmale identifiziert, die bei Führungspersönlichkeiten überzufällig häufig anzutreffen sind. Zumeist wird auf Narzissmus und soziale Dominanzorientierung verwiesen. Der genetische Einfluss auf diese Eigenarten wird auf etwa 50 Prozent geschätzt. Dass jemand seine Umwelt mit diesen psychischen Sichtgläsern sieht und sich entsprechend verhält, liegt zu einem Großteil auch in seiner Natur begründet. Dabei gibt es fließende Übergänge vom interessanten Persönlichkeitsstil bis hin zur auffälligen Persönlichkeitsstörung. 

 

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Foto: © Quelle Archiv Fokolarbewegung Deutschland