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Menschen bei Gott daheim

Menschen bei Gott daheim – Unruhig ist unser Herz

von Andreas Brüstle

Oft gibt es gute Gründe, zu den Ungebundenen zu zählen. Das Recht auf die eigene Biografie steht hoch im Kurs, und Single auf Zeit zu sein, ist ein interessantes Lebensprojekt geworden. Und der Vorteil? Ganz klar: Alles kann, nichts muss! Wenn man gelegentlich in einem der großen Supermärkte einen Blick in einen der Einkaufswagen wirft, kann man viele Einportionspackungen sehen. Alternative Lebenskulturen sind attraktiv und auch religiös gibt es längst nicht mehr einen einheitlichen „Markt“. Viele Möglichkeiten sind uns heutigen Menschen geboten. Es wird nichts erwartet, dass es geschehen muss. Es kann auch ausbleiben. Für manchen ist dies gelegentlich bedrohlich, aber eigentlich doch auch lohnend.

Und dennoch: Der Nahbereich ist für Menschen wichtig. Die Beziehungen, in denen sich ein Mensch angenommen weiß und wohlfühlt, gehören zum Leben dazu. Wo jemand herkommt und seine Wurzeln hat, ist nicht unbedeutend, und das Etikett „local“ verbreitet sich immer mehr. Bedürfnisse können nicht überall gestillt werden, sondern nur dort, wo es einen vertrauten Lebensraum gibt, in dem sich jemand geborgen und beschützt weiß.

Zunehmend suchen Menschen nach einer Gesprächssituation, in der sie erfahren können, dass es echt und authentisch zugeht. Das muss nicht unbedingt dort geschehen, wo „Blut dicker ist als Wasser“, also in der eigenen Herkunftsfamilie, sondern dort, wo sich Menschen verstanden und vorbehaltlos akzeptiert wissen, wo die Seele ins Schwingen kommt und das unruhige Herz sich zeigen darf, wie es ist. Das ist ein Segen für diejenigen, die solche Menschen und Orte haben dürfen. Könnte das vielleicht die Sehnsucht nach Heimat sein? …

Andreas Brüstle

Spiritual im Erzbischöflichen Priesterseminar Collegium Borromaeum in Freiburg, Geistlicher Begleiter Studierender und Diakone.

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