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Miteinander Frieden leben

Miteinander Frieden leben

Erfahrungen aus dem Haus Nazareth in Schönstatt

von Maria Wolff

Ein ungewöhnlicher Weg Gottes zu den Menschen

Donnerstag 18 h: Mein Weg führte mich vorbei am „Heiligtum der Familien“ auf Berg Nazareth in Schönstatt zum kleinen Haus Nazareth zur nächsten Taufkatechese. Das Haus hat die Stadt Vallendar bereits vor einigen Jahren für die Unterbringung von Flüchtlingen verschiedener Nationen vom Institut der Familien angemietet. Seit mehreren Monaten schon hilft uns eine georgische Flüchtlingsfamilie,  das Heiligtum der Familien zu betreuen. Diese hat vor vier Jahren im Haus Nazareth Zuflucht vor politischer Verfolgung gefunden. Morgens schließen die Mitglieder der Familie auf, entzünden das ewige Licht, gießen die Blumen und abends schließen sie das Kapellchen wieder ab. Für sie ist es immer mit einer kleinen Zeit des Gebetes verbunden. So gingen wir davon aus, dass sie zur orthodoxen Kirche gehören, zumal in ihrem Wohnbereich mehrere kleine Ikonen stehen. 

Als mein Mann und ich bei Kaffee und Kuchen in ihrer einfachen Küche saßen, sprachen sie das Thema Glauben und Religion an – zeigten uns ihre Bilder und es stellte sich heraus: durch äußere familiäre Umstände in ihrem Heimatland und in ihren Ursprungsfamilien sind weder sie noch ihre beiden (Grundschul-)Kinder getauft, obwohl sie schon lange diesen Wunsch hegen. 

So kam es schnell dazu, dass wir diese Familie zusammen mit der Wallfahrt am Ort Schönstatt zur Taufe in der letzten Osternacht begleiten konnten – wegen der Sprache eine große Herausforderung – es ging anders als bei den Kindern bei ihren Eltern kaum ohne Übersetzer. Es wurde aber auch in der Osternacht ein ganz großes Highlight für alle, die das mit erleben durften – die Vier alle in weißen Gewändern und mit einer großen Entschiedenheit.

Der Weg zur Taufe war sehr intensiv und die Begleitung geht weiter. Was heißt es nun Christ in dieser Welt zu sein? Wie lebt ein Christ? 

Heilsame Zumutungen

Der Himmel hat uns auf diesem Weg ein Lehrstück beschert. Die Familie hatte eine Zeitlang alleine im Haus Nazareth gewohnt, und nun kündigte vor einigen Wochen die Stadt an: es kommen weitere Flüchtlinge in die oberen Stockwerke dazu. Zunächst zwei Familien mit je zwei Kindern, und es sind Ukrainer!

Zwar ist unsere georgische Familie auch politisch verfolgt, jedoch gehören sie geographisch zur russischen Seite. Wie kann das gut gehen?

In einem Gesprächsprozess auf beiden Seiten versuchten die zuständigen Leute die Herzen friedlich zu stimmen und Ängste zu nehmen. Fakt ist: Wer zur einen oder zur anderen Seite gehört, wird für alle Vorgänge in Deutschland häufig „in Sippenhaft“ genommen. So fürchtete unsere georgische Familie um ihre Kinder und erzählten von schlechten Erfahrungen – wie es einem halt hier im Land so gehen kann, wenn man zur russischen Seite gehört, ganz gleich wie man über Putin und die Politik denkt. Eben „die Russen“!

So hat der Krieg und seine Folgen auch in unser Haus Nazareth seinen Fuß gesetzt und vor uns stand plötzlich gefühlt auf engem Raum eine gigantische Aufgabe.

Maria Wolff

Institut der Schönstattfamilien,
Mitglied der basis-Redaktion.

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Beitragsfoto: © “Ankunft am neuen Zeitenufer”, María Elina San Roman, Argentinien | Foto: Brehm, PressOffice Schönstatt