Resilienz und Sinngebung des Lebens
von Hubertus Brantzen
2005 fegte der Hurrikan Katrina über den Süden der USA. Am Fernsehen konnten wir mitverfolgen, wie er ein Trümmerfeld hinterließ. Fast 2000 Menschen kamen ums Leben, es entstand ein Schaden von 108 Milliarden US-Dollar. Die Stadt New Orleans war am stärksten betroffen. Ausgerechnet in einem der ärmsten Viertel dieser Stadt, in der katholischen Kirchengemeinde Mary Queen of Vietnam Church, wurden die Häuser als erste wieder aufgebaut. Man hatte in dieser Gemeinde eine Hilfsorganisation gegründet. Die Nachbarn halfen sich gegenseitig, mit der schier aussichtslosen Situation umzugehen und ihr Leben neu aufzubauen. Uneigennützig unterstützten sich die Gemeindemitglieder, um wieder eine neue Ordnung für ihr Leben zu finden.
Dieser Vorgang blieb nicht unentdeckt. Nachforschungen ergaben drei Einsichten: Einmal half der gemeinsam gelebte Glaube den Menschen, die in einem Netzwerk von Beziehungen lebten, mit dieser Katastrophe positiv umzugehen. Zum anderen waren es viele vietnamesische Gemeindemitglieder, die den Wiederaufbau in die Hand nahmen. Diese hatten, nicht wenige als Boat People der 1970er und 1980er Jahre, die als Flüchtlinge über das Wasser aus Vietnam flohen, schwere Erschütterungen ertragen und dabei eine Widerstandkraft entwickelt, sodass sie nun in New Orleans anpacken konnten. Die dritte Einsicht: Diese katholischen, kirchlich engagierten Vietnamesen konnten vergleichsweise noch einmal besser als Vietnamesen anderer Religionsgemeinschaften mit der Situation umgehen. Offenbar hatte neben der persönlichen Lebenserfahrung die starke, auch gottesdienstliche Einbindung in die Glaubensgemeinschaft einen Effekt. Sie zeigten eine überraschend deutliche Resilienz. …
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