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Über menschliche Ressourcen hinaus

Über menschliche Ressourcen hinaus

Mit himmlischer Unterstützung gelingt der Schulalltag besser

von Harald Knes

Gegen 6.30 Uhr betrete ich die Schule. Es ist noch schön ruhig und für mich als Schulleiter und Klassenlehrer die beste Zeit, um ungestört zu arbeiten. Eine knappe Stunde später treffen sich einige Lehrer, bevor es richtig losgeht, zu einem Gebet zusammen. Uns ist bewusst, dass wir zwar einerseits versuchen, unser Bestes zu geben, dass wir in unserem Beruf andererseits aber absolut auf die Hilfe und Gnade Gottes angewiesen sind. Menschliche Ressourcen alleine reichen nicht aus für die Herausforderungen. Eine lebendige Verbindung zu einem Bündnispartner, der zusätzliche Gnaden schenkt, ist der „Gamechanger“.

„Dann finden wir durchweg drei Epochen, die einander ablösen, die aber auch jeweils verschiedene Forderungen stellen an den echten, wahren […] Erzieher. Da haben wir […] zunächst einmal eine mehr geistbeseelte Zeit. […] Diese geistbeseelte Zeit wird […] abgelöst durch eine gewohnheitsmäßig gebundene Zeit. […] In dieser Epoche finden wir als Erziehertyp […] den Beamten. Diese mehr traditions- oder gewohnheitsmäßig gebundene Zeit wird dann abgelöst durch die Zeit der geistigen Anarchie. Und in dieser Zeit leben wir heute, in einer Zeit der Auflösung […]. Und in dieser Zeit kann wohl nur der Führungspersönlichkeit (Wortänderung des Autors; im Original steht „Führer“) sein, der als Prophet dasteht.“ (Josef Kentenich, Mai 1931, Ethos und Ideal in der Erziehung, Vallendar-Schönstatt, 1972, S. 36)

Füreinander ein Segen sein

Gegen 7 Uhr treffen nach und nach die ersten Schüler ein. Nach meiner Erfahrung mit Grundschülern handelt es sich um eine besonders sensible Tagesphase, in der Lehrer ein besonders offenes Ohr für die Schüler haben sollten: Kam das Kind mit Ängsten in die Schule, die ausgeräumt werden müssen? Wie haben die Hausaufgaben geklappt? Gab es deswegen einen Streit mit den Eltern? Hat es in den vergangenen Tagen und in den Pausen freundschaftlichen Kontakt zu Spielkameraden gegeben oder gab es Probleme? Gerne setze ich mich am frühen Morgen einfach mal an die Schülergarderobe vor dem Klassenzimmer und begrüße lächelnd Schüler, die eintreffen. Einfach da sein und eine gewisse Ansprechbarkeit ausstrahlen. Im Ritual des Morgengebets setzt die Klassengemeinschaft einen gemeinsamen Start mit Gott für den Tag. Wir wollen ja gegenseitig füreinander ein Segen sein. Dazu brauchen wir die Hilfe Gottes.

„Wahre Liebe ist wie die warme Sonne. Sie weckt und lockt alle Keime zur Entfaltung, die im Menschen grundgelegt sind. Viele sind geistig und sittlich verkrüppelt, weil sie vergebens auf den so sehnsüchtig erwarteten Sonnenschein der Liebe gewartet. Andere haben zwar den Zug in sich zum Heroismus, sie könnten wie Adler in ihrem Streben zur Sonne sich erheben: sie bleiben aber in den Niederungen des Lebens, weil sie zu wenig Liebe empfangen haben. Der Werktagsheilige empfängt viel Liebe von Gott und gibt reichlich von seinen kostbaren Geschenken an seine Mitmenschen weiter. Hat ihm selber während seines Lebens in Gott getauchte Menschenliebe gemangelt so ist er um so freigebiger im Austeilen seiner Liebesgaben. Sein Weg ist vor allem gekennzeichnet durch ein gütiges, emporbildendes Verstehen. Man merkt es ihm an, dass er an das Gute im Menschen und an dessen Sendung glaubt. Darum ist er auch nicht karg im Ermuntern und Loben. Ohne ehrfürchtiges und unaufdringliches lobendes und weckendes Ermuntern verkümmern ungemein viele edle Fähigkeiten im Menschen.“ (Josef Kentenichs, Dr. M. A. Nailis, Werktagsheiligkeit, Vallendar 1989, S. 235-236)

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Harald Knes

Lehrer an und langjähriger Leiter der Josef-Kentenich-Grundschule Kempten, gehört zum Säkularinstitut der Schönstätter Marienbrüder.

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