Gestaltung einer konstruktiven Konfliktkultur in Organisationen
von Kathrin Bieler
Das „Würstchen in der Suppe“ steht hier für einen Konflikt in einer stationären Altenhilfeeinrichtung. Es war der Streit der Hauswirtschaftsleiterin mit der Wohnbereichsleiterin darüber, ob Würstchen am Stück oder geschnitten serviert werden sollten. Diese Situation stand stellvertretend für unzählige kleinere und größere Konflikte in dieser Einrichtung. Das Würstchen in der Suppe überlagerte jedoch alles und das Problem schien unlösbar. Für die wirklich wichtigen Themen in der Einrichtung blieb keine Kraft mehr.
„Das Ziel eines Konfliktes oder einer Auseinandersetzung soll nicht der Sieg, sondern der Fortschritt sein.“ Dieser Gedanke des französischen Moralisten Joseph Joubert weist auf das Konstruktive an einem Konflikt hin. Es geht nicht darum, einen solchen zu gewinnen, sondern es geht in erster Linie darum, eine konstruktive Lösung zu finden, Entwicklungen zu begleiten und letztlich darum Wandel zu gestalten. Konflikte können also Wandeln bewirken und sie bedingen Veränderung.
Keine Veränderung ohne Konflikt! Dieser Satz hat eine doppelte Aussagekraft: Kein Veränderungsprozess verläuft ohne Widerstände, und ohne konstruktiv gelöste Auseinandersetzungen gibt es keine Weiterentwicklung. Im Rahmen jeder Organisationsentwicklung nehmen Konflikte einen bedeutenden Raum ein. Sie sind dabei nichts Außergewöhnliches, im Gegenteil, Konflikte gehören untrennbar und prägend zur Lebens- und Alltagswelt eines jedes Menschen. So wie sie zum menschlichen Alltag gehören, so sind sie auch immanent in jeder Organisation vorhanden und so, wie wir auf eine persönlich-indivuelle Weise gelernt haben, mit Konflikten umzugehen, so haben auch Organisationen einen Umgang mit ihnen entwickelt. Konflikte in Organisationen können Veränderungen bedingen, sie können aber als Widerstand als notwendig erachtete Entwicklungen hemmen und unterbinden.
So kann die bewusste Gestaltung einer konstruktiven Konfliktkultur in Organisationen hilfreich sein. Denn sie unterstützt die handelnden Personen bei der Wahrnehmung von Konflikten, die zur Veränderung auffordern und hilft bei der Bewältigung von Konflikten, die Veränderungen ausbremsen. …
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