Von der Sehnsucht nach Glück
Wie Schönstatt den Blick für das Gute im Leben schärft
von Hans-Martin Samietz
Wie stellen Sie sich das erste religiöse Gefühl vor, das ein Mensch hatte? Mir fielen auf diese – zugegebenermaßen sehr hypothetische Frage – Dankbarkeit und Freude ein. Oder sollten Angst oder Ekel die ersten religiösen Gefühle der Menschheit gewesen sein? Das war für mich nicht vorstellbar! Wie sollte sich die Idee von einem einenden Ursprung von allem, was ist, auf negative Gefühle aufbauen können? Diese führen den Geist des Menschen doch eher in die Enge als in die Weite. Vor dem Hintergrund dieser Annahme liest sich Mt 18, 2-7 auch in einer ganz eigenen Weise: „Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte. Und wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf. Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde. Wehe der Welt mit ihrer Verführung! Es muss zwar Verführung geben; doch wehe dem Menschen, der sie verschuldet.“ Religion auf negative Gefühle aufbauen zu wollen, könnte einer Versuchung gleichkommen, die leidvoll in die Gottesferne führt.
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