Von Kindesbeinen an
Wie familiäre Prägungen Einfluss auf Denken und Verhalten nehmen können
von Markus Hauck
„Die Sturheit habe ich von meinem Vater geerbt.“ – „Der Geiz meiner Tante hat mich so genervt, dass ich heute lieber zu großzügig als zu knausrig bin.“ – „Durchbeißen, auch wenn es einmal schwer wird. Das haben mir meine Eltern beigebracht.“ Sätze wie diese hat wohl jeder von uns schon einmal in seinem Umfeld gehört.
Kein Wunder: Die Familie ist eine der prägendsten sozialen Einheiten. Sie formt unser Leben mit, beeinflusst unser Weltbild und vermittelt uns unsere Werte. Schon früh in der Kindheit wirken sich familiäre Strukturen und Dynamiken auf uns aus. Sie können sich sowohl positiv als auch negativ auf unser weiteres Leben auswirken. Der Einfluss von Familie auf das Individuum ist komplex und facettenreich, und es gibt zahlreiche Beispiele und Literatur, die diese Dynamik beleuchten.
Ein stabiler familiärer Hintergrund bietet oft eine emotionale Grundlage, die Kindern hilft, Selbstvertrauen und soziale Fähigkeiten zu entwickeln. Eine unterstützende Familie kann einen Menschen in die Lage versetzen, Herausforderungen zu meistern und sich selbst als wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu betrachten. Das Buch „Erziehung zur Freiheit“ von Maria Montessori beschreibt, wie Kinder durch Förderung und ein stabiles Umfeld in der Familie zu selbstbewussten und kreativen Menschen heranwachsen können. Sie betont die Bedeutung eines unterstützenden Elternhauses, das Kindern die Freiheit gibt, sich zu entfalten, während gleichzeitig klare Werte vermittelt werden. Montessori zeigt, dass Kinder, die in einer solchen Umgebung aufwachsen, besser in der Lage sind, sich selbst und ihre Umwelt zu verstehen und zu respektieren.
Der Einfluss einer christlichen Erziehung
In deutschen Zeitschriften finden sich ebenfalls immer wieder Berichte über die prägende Wirkung familiärer Werte. In einem Artikel der „Zeit“ beschreibt Meike Müller, wie ihre Mutter sie gelehrt hat, die Welt durch eine Linse des Mitgefühls und der Empathie zu betrachten. Die Mutter vermittelte ihr durch ihr eigenes Verhalten die Werte von Nächstenliebe und Geduld – Grundpfeiler einer christlichen Erziehung. Solche Werte können das Verhalten und die Entscheidungen eines Menschen ein Leben lang beeinflussen und sind oft auch die Basis, auf der später eigene Familien gegründet werden.
Familie kann leider auch negative Einflüsse auf das Individuum haben. Fehlende emotionale Unterstützung, Konflikte oder sogar Gewalt innerhalb der Familie können dauerhafte Narben hinterlassen. In dem Buch „Das Drama des begabten Kindes“ beschreibt Alice Miller eindrücklich, wie Kinder durch die Erwartungen und Projektionen ihrer Eltern seelischen Schaden nehmen können. Miller zeigt anhand von Fallbeispielen, wie Kinder, die für die Anerkennung ihrer Eltern kämpfen müssen, oft ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle unterdrücken, um die Erwartungen zu erfüllen. Die Langzeitfolgen sind oft Unsicherheit, Angst vor Zurückweisung und Schwierigkeiten, eigene emotionale Bedürfnisse zu erkennen und zu kommunizieren.
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