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Weihnachten bei den Kopten

Weihnachten bei den Kopten

von Barbara und Fouad Ibrahim 

Die koptische Kirche

Die ägyptischen Kopten sind die größte christliche Gemeinschaft des Nahen und Mittleren Ostens. Sie gehören zusammen mit den Gläubigen der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien, der Armenischen Apostolischen Kirche, der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche, der Eritreisch-Orthodoxen Kirche und der Indisch-Orthodoxen Kirche zu den Altorientalischen Orthodoxen. Die Gründung ihrer Kirche geht auf den Apostel Markus zurück. Bereits im 1. Jahrhundert war Ägypten das erste christliche Land der Welt. Die Kopten bezeichnen ihre Kirche als eine Märtyrerkirche. Die Christenverfolgungen in ihrem Land dauern seit der Zeit der oströmischen Kaiser über die Zeit der arabischen Eroberung an, sodass die ägyptischen Christen in ihrem Heimatland heute zu einer Minderheit von ca. 15 Prozent der über hundert Millionen Einwohner geworden sind.
Seit der Öffnung der westlichen Welt für Zuwanderer in den 1950er Jahren kamen Kopten auch nach Deutschland. Heute leben über 15 000 Kopten bei uns. Die meisten von ihnen halten stark an ihrem Glauben fest. So kam es zur Gründung zahlreicher koptischer Gemeinden in zwei Bistümern (Süd- und Nordeutschland). 

Adventliche Fastenzeit und
Weihnachten am 7. Januar

Leben die Kopten gut integriert in die deutsche Gesellschaft, deren grundlegende Werte sie teilen, so unterscheiden sie sich doch in mancherlei Gewohnheiten und Verhaltensweisen von Menschen der deutschen Gastgebergesellschaft. Beispielsweise feiern sie die Hochfeste ihrer Kirche nach einem anderen Kalender, wie z. B. das Weihnachtsfest am 7. Januar – gemeinsam mit ihren Glaubensbrüdern und -schwestern im Herkunftsland. Zu diesem Termin versenden sie ihre entsprechenden Grüße an die Familien dort oder rufen die Verwandten an. Zur spätabendlichen feierlichen Messe versammeln sie sich in ihrer Kirche oder in einem der beiden Klöster in Kröffelbach und Höxter. Auch wer in der übrigen Zeit des Jahres nicht regelmäßig an den Gottesdiensten teilgenommen hat, will hier dabei sein. Besonders wichtig ist das anschließende mitternächtliche Beisammensein, zu dem auch deutsche Gäste geladen sind. Nachdem die Kopten seit Ende November eine 43-tägige Fastenzeit hinter sich haben, in der sie sich vegan ernährten, munden ihnen die leckeren Speisen, die die Frauen – oder auch die Männer – zubereitet haben, und die Süßigkeiten, besonders. Vor allem die Kinder werden reichlich mit Schokoladeweihnachtsmännern bedacht. Gebratene Hähnchen dürfen bei diesem Fastenbrechen nicht fehlen.
Den ganzen Advent hindurch, im koptischen Monat Koiak, haben sich die Kopten durch stundenlange Lobgesänge auf die Ankunft Christi vorbereitet. Zu diesem Zweck versammeln sich zahlreiche Gläubige von Samstagmittag bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags in der Kirche, wobei auch weite Anfahrtswege in Kauf genommen werden. Viele der Hymnen, die man singt, sind in koptischer (altägyptischer) Sprache. In ihrem Mittelpunkt steht die Heilige Jungfrau Maria, die Gottesgebärerin (Theotokos). …

 

Fouad Ibrahim und Barbara Ibrahim

Fouad Ibrahim geb.1938 in Ägypten, Studium in Kairo, Dublin, Hannover; 1981 – 2004 Professor für Sozialgeographie an der Universität Bayreuth; Dozent für Geografie der Heiligen Schrift am Koptischen Theologiekolleg des St.-Antonius-Klosters in Kröffelbach/ Taunus. Barbara Ibrahim geb. 1937 in Osnabrück. Studium Anglistik, Geografie, Afrikanologie; Lehramtstätigkeit. Forschungen und Veröffentlichungen mit F. Ibrahim.

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Foto: © Quelle Privat Fouad Ibrahim und Barbara Ibrahim