Weihnachten in Brasilien
von Antonio Bracht
Da kommt einer in die Kirche, sieht vorne die Krippe, eine schöne Krippe. Es ist Weihnachtszeit. Dann fehlt da sicher nicht der Weihnachtsbaum. Tatsächlich, da steht er, geschmückt mit farbigen Kugeln, Lichtern und Schneeflocken. Schnee?! Außerhalb der Kirche zeigt das Thermometer gerade 37 Grad Hitze – Weihnachten in Brasilien.
Europäisch, aber auch anders
Viele Traditionen und Bräuche von Europa wurden übernommen. Manche wurden angepasst.
Weihnachten ist bei uns ein Familienfest. Im Zentrum steht ein festliches Mahl, am liebsten mit Putenfleisch als Hauptspeise. Was auf keinen Fall fehlen darf, sind Früchte, viele verschiedene Sorten, die bei uns gedeihen und in dieser Zeit reifen. Das ist so bei denen, die es sich leisten können. Die Familien mit weniger Einkommen werden erfinderisch und bereiten ihr Fest mit dem vor, was eben vorhanden ist.
Aber nicht alles ist europäisch im brasilianischen Weihnachtsschmuck. Hauptsächlich wenn man in die Gegenden kommt, wo die europäische Kultur sich stärker mit der afrikanischen und der Kultur der Ureinwohner vermischt hat.
Was ist im „Päckchen“ drin?
In meiner Kindheit war Weihnachten immer ein mit Spannung erwartetes Fest. Wir wohnten auf dem Land. Am Nachmittag des 24. Dezember machten wir, die Kleinen, einen Ausflug aufs Feld oder in den Wald. So konnten meine Eltern ungehindert alles vorbereiten. Wenn wir dann zurück waren – die Spannung war fast nicht mehr auszuhalten –, standen wir vor der geschlossenen Tür des Wohnzimmers und warteten, bis alle fertig waren mit den letzten Aufgaben. Dann gab es das Abendessen und anschließend ging mein Vater in die Stube, verabschiedete den Weihnachtsmann und zündete die Kerzen am Weihnachtsbaum an. Endlich durften wir hinein, konnten uns die Geschenke ansehen. Welch eine Freude! Es waren immer sehr einfache Geschenke. Aber das ganze Atmosphäre verwandelten sie. Es waren ja schließlich Geschenke vom Jesus-Kind … Nach dem Gebet und ein paar Weihnachtsliedern gingen wir zur Messe in der naheliegenden Kirche, zu Fuß und in der Erwartung, wie die Kirche aussehen würde im vollen Weihnachtsglanz.
In den folgenden Tagen machten wir oder bekamen wir einen Besuch von den Taufpaten, die „das Päckchen“ überreichten oder brachten. Das Weihnachtsgeschenk, eben ein kleines Paket mit Süßigkeiten. Ich freute mich immer ganz besonders auf einen hausgemachten Honigkuchen, der jedes Jahr bei mir im „Päckchen“ war. …
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