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Weihnachten in Peru

Weihnachten in Peru

von Reinhold Nann

Das erste, was einem als Deutscher in Peru auffällt, ist, dass sich bei 30 Grad im Hochsommer an der Küste Perus kein „Weihnachtsgefühl“ einstellen will: kein Schnee, kein Glühwein, und auch keine „Stille Nacht“. Das Lied gibt es schon, aber in der Weihnachtsnacht bleibt man nicht schön zu Hause in der Familie, sondern man besucht sich gegenseitig, Nachbarn und Verwandte, um sich ein frohes Weihnachtsfest zu wünschen. Böller werden gezündet. Es ist ein Geburtstagsfest. Es ist also eher eine „laute Nacht“. 

Inspirationen aus der ganzen Welt

Dann gibt es natürlich die Weihnachtsmänner in den Supermärkten. Mit denen habe ich echt Mitleid. Wie kann man nur in so einem Kostüm im Hochsommer herumlaufen müssen. Aber der Kommerz braucht‘s, schließlich wird alles aus den USA kopiert.

Außerdem ist Weihnachten in Peru „Heiße Schokolade“. Zusammen mit dem „panetón“, ja genau, Panetone aus Italien. Das wird hier in der Weihnachtszeit massenhaft konsumiert. 

Und dann erwacht auch das soziale Gewissen der Mittelklasse: Für Kinder in Armenvierteln werden „Chocolatadas“ organisiert, wo jedes Kind eine heiße Schokolade, ein Stück Panetone und ein Geschenk bekommt: meistens ein Plastikauto für die Jungs und eine Barbiepuppe für die Mädchen. Billig zu haben aus China und völlig unbeleckt von der Genderfrage. 

Peruanische Krippen, Lieder und Spiele

Es gibt auch wunderschöne peruanische Weihnachtskrippen, meist aus Ton. Da ist das Christkind dann ein Indiojunge oder auch ein Urwaldindianer, und die Tiere variieren dann auch je nach Klimazone innerhalb Perus. Das ist ein schönes Zeichen von Inkulturation: Das Jesuskind ist einer von uns. 

Es gibt dann auch schöne Weihnachtslieder in peruanischen Rhythmen und Texten. Die werden von sogenannten „Hirten“, meist verkleidete Kinder, auch in den Kirchen und in den Häusern gesungen. Das sind so eine Art Sternsinger, nur vor Weihnachten, nicht an Dreikönig. 

Es gibt Novenen zu Weihnachten und „lebendige Krippen“, Kinder oder Jugendliche, die die Weihnachtszene darstellen. In vielen Gegenden der Anden gibt es auch Tanzgruppen der „Hirten“, die dem Jesuskind singend und tanzend ihr Geschenk bringen. 

Die Botschaft

Jesus ist einer von uns und er scheute sich nicht, in der Armut eines Viehstalles geboren zu werden, das ist die frohe Botschaft von Weihnachten in Peru. Selbstverständlich auch hier kommerzialisiert, aber die Botschaft bleibt resistent.

Weihnachtslied aus Peru

Al niño Dios le llevamos – un ponchito de color ……(bis),
un chuyito muy serrano, – zapatitos de algodón …..(bis).
Y todos le gritarán: (¡Cholito!) ¿De dónde llegaste tú? (¡Cholito!)
Y todos le creerán (¡Cholito!) que naciste en el Perú.

Wir bringen dem Jesuskind einen bunten Poncho,
eine Zipfelmütze aus den Anden und Baumwollschuhe.
Und alle rufen ihm zu: Cholito (Andenkind),
wo kommst denn Du her?
Und alle werden Dir glauben: Du bist in Peru geboren. 

 

Reinhold Nann

seit 2017 Bischof der Territorialprälatur Caravelí in Peru, zuvor ab 2002 als Fidei donum-Priester in Peru, stammt aus dem Erzbistum Freiburg..

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Foto: © pixabay.com