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Welche Werte wichtig werden

Werte im Wandel 

von Klaus Glas

In Zeiten der Pandemie werden im kollektiven Bewusstsein Werte aktiviert, von denen man gar nicht wusste, wie wichtig sie sind. Sie sind zwar irgendwie da, aber unsichtbar. Eine Ampel an einer belebten Straßenkreuzung nehmen wir im Autopilot-Modus wahr: bei Rot stehen, bei Grün gehen! Fällt eine solche Lichtsignalanlage aus, muss man höllisch aufpassen, wenn man die Straße überqueren will. „Obacht geben – länger leben!“ rief ein älterer Herr neulich in eine Gruppe  wartender Fußgänger und erntete damit einige Lacher.

Wir lebten vor uns hin, gingen unserer Arbeit nach und verwirklichten Werte, die uns persönlich am Herzen lagen. Und dann kam Corona… Die COVID-19-Pandemie, so die ZEIT (vom 31. Mai 2020), sei „die vierte große Krise in Folge (nach und während Finanzen, Flüchtlingen und Klima).“ Zu selbstverständlich war über die Jahre der Wert Sicherheit geworden. Die bundesdeutsche Bevölkerung genoss mehrheitlich die Vorzüge der Freiheit. Was wir seit Monaten in der Corona-Krise erleben, konnte man bisher nur hoch-elaboriert in einschlägigen Fachbüchern nachlesen: Dissens von konkurrierenden Wertvorstellungen, Wertedogmatismus, Ambiguitätsintoleranz. Auf gut deutsch: Es gibt Streit zwischen hoch-ängstlichen Menschen und „Querdenkern“. Die Fronten sind verhärtet, jeder beharrt auf der Richtigkeit seiner Vorstellungen. Und beiden Seiten fällt es schwer, die Mehrdeutigkeit der Meinungen und die Ungewissheit der Zukunft auszuhalten.

Klaus Glas

Klinischer Psychologe in eigener Praxis, www.hoffnungsvoll-leben.de mit psychologisch-pädagogischen Lebenshilfen

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Foto: © Daisy Daisy · stock.adobe.com